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Möglichkeiten des Wettbewerbs im Orts- und Anschlußbereich des Telekommunikationsnetzes (Nr. 196)

Möglichkeiten des Wettbewerbs im Orts- und Anschlußbereich des Telekommunikationsnetzes

Martin Distelkamp

Möglichkeiten des Wettbewerbs im Orts- und Anschlußbereich des Telekommunikationsnetzes
Nr. 196 / Oktober 1999

Zusammenfassung

Nach der vollständigen Liberalisierung des bundesdeutschen Telekommunikationsmarktes zum 1. Januar 1998 und der weitgehenden Etablierung von Wettbewerb im Marktsegment für Ferngespräche rücken insbesondere die Möglichkeiten des Wettbewerbs im Orts- und Anschlußbereich des Telekommunikationsnetzes in den Blickpunkt des Interesses. Bei der Betrachtung der Eintrittsbarrieren auf lokalen Telekommunikationsmärkten scheint insbesondere die Infrastruktur auf der letzten Meile die Eigenschaften eines Engpaßfaktors aufzuweisen. Dennoch läßt sich plausibel machen, daß es sich auch bei diesem Marktbereich nicht unbedingt um ein eintrittsresistentes natürliches Monopol handelt. Argumente, die für eine verminderte Eintrittsresistenz sprechen sind die Entwicklungen bei der Nachfrage nach schmal- und breitbandigen Diensten, bei den institutionellen Rahmenbedingungen und insbesondere bei den Produktionstechnologien zur Überbrückung der letzten Meile angesehen.

Auch wenn eine exakte Prognose der Nachfrageentwicklung für schmal- und breitbandige Dienste nicht möglich erscheint, ist zumindest bei einigen Multimediadiensten (z.B. Internet) von einem starken Marktwachstum auszugehen. Dies läßt ein hohes Potential für breitbandige Teilnehmeranschlüsse vermuten. In diesem Marktsegment kommt dem etablierten Anbieter mit seinem Netz auf Basis von Kupferdoppeladern nicht von vornherein ein Wettbewerbsvorteil zu, was wesentlich auf die Entwicklungen bei der Produktionstechnologie zurückzuführen ist.

Wesentliche Voraussetzungen für Wettbewerb im Orts- und Anschlußbereich wurden durch die Bestimmungen zur Entbündelung von Netzelementen, zur Zusammenschaltung, zur Numerierung, zu den Universaldienstverpflichtungen und zu den Wegerechten im Telekommunikationsgesetz (TKG) geschaffen. Des weiteren wurde durch die Orientierung der Entgeltregulierung an den Kosten der effizienten Leistungsbereitstellung, insbesondere bei der Entscheidung über die Höhe des Entgelts für den Zugang zur entbündelten Teilnehmeranschlußleitung, gewährleistet, daß Netzwettbewerb dort, und nur dort, entstehen kann, wo dies volkswirtschaftlich sinnvoll ist.

Bei der Betrachtung der alternativen Produktionstechnologien zur Überbrückung der letzten Meile (xDSL, Aufrüstung von Kabel-TV-Netzen, Glasfaser, Powerline Communication und Radio in the Loop) zeigt sich, daß jede dieser Technologien ihre spezifischen Stärken und Schwächen aufweist. Dies gilt beispielsweise im Hinblick auf die Bandbreite, die Übertragungssicherheit, die absoluten Kosten und die Kostenstruktur. Nach heutigem Kenntnisstand scheint keine der breitbandigen Anschlußvarianten eindeutige Vorteile gegenüber allen anderen Alternativen aufzuweisen. Es wird vielmehr davon ausgegangen, daß jede der Techniken Chancen auf die Erringung eines gewissen Marktanteils hat. Diese Einschätzung kann sich jedoch wandeln, wenn erste umfangreiche Markteintritte mit einer dieser Technologien erfolgt sind. Möglicherweise wird sich dann ein "first-mover advantage" einstellen.