Marktmacht auf dem Primär- und Sekundär-Regelenergiemarkt (Nr. 370) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Marktmacht auf dem Primär- und Sekundär-Regelenergiemarkt (Nr. 370)

Marktmacht auf dem Primär- und Sekundär-Regelenergiemarkt

Zusammenfassung

Dieser Diskussionsbeitrag untersucht Marktmacht und potenziellen Marktmachtmissbrauch auf den Märkten für Primär- und Sekundärreserve in Deutschland. Die Untersuchungszeiträume erstrecken sich dabei vom 01.12.2007 bis zum 27.06.2011 (Primärreserve) bzw. vom 01.07.2008 bis zum 27.06.2011 (Sekundärreserve). Änderungen im Marktdesign der Sekundärreserve im betrachteten Zeitraum lassen es sinnvoll erscheinen, diesen in drei Zeitabschnitte zu unterteilen, um so die Entwicklung detaillierter beurteilen zu können.

Während auf dem Markt für Primärreserve nur ein Produkt gehandelt wird, wird auf dem Markt für Sekundärreserve in negative und positive Regelenergie sowie in Haupt- und Nebenzeiten unterschie-den, so dass es vier Produkte gibt. Während auf dem Primärreservemarkt nur der Leistungspreis Gegenstand des Bietverfahrens ist, so erfolgt die Bereitstellung der Sekundärreserve zunächst nach Leistungspreis, der Abruf sodann nach Arbeitspreis. Letzterer ist aufgrund seiner geringen Bedeutung für den Gesamtumsatz kein Teil dieser Untersuchung.

Die Analyse der Märkte ergibt aufgrund der niedrigen Anzahl an Anbietern, die im Zeitablauf allerdings zunimmt, jeweils hohe Konzentrationsraten. Während im Markt für Primärreserve kein einzelner marktmächtiger Akteur nach GWB existiert, ist dies im Markt für Sekundärreserve für fast alle betrachteten Zeiträume und Produkte der Fall. Im Markt für Primärreserve existieren drei, im Markt für Sekundärreserve vier große Anbieter. In beiden Märkten gibt es Anbieter, die nach PSI bzw. RSI über einen erhöhten Preissetzungsspielraum verfügen. Allerdings besitzen im Markt für Primärreserve die kleineren Anbieter höher Marktanteile als dies im Markt für Sekundärreserve der Fall ist. Die Gebotsstrategien der Anbieter sind in beiden Märkten jeweils sehr unterschiedlich. Während auf dem Primärreservemarkt eine flache Angebotskurve tendenziell mit einer höheren Erfolgsquote einhergeht, kann auf dem Markt für Sekundärreserve keine klare Erfolgsstrategie ausgemacht werden. Im Markt für Primärreserve setzt ein Anbieter zu Beginn des Betrachtungszeitraums oft den Markträumungspreis. Ob es sich dabei um eine barometrische Preisführerschaft handelt, bleibt unklar. Die Entwicklung der EEX- bzw. OTC-Preise zum selben Zeitraum sprechen eher gegen eine solche Vermutung.

Im Sekundärreservemarkt scheint die auffällige Preisentwicklung des Produkts negativer Regelener-gie zu Nebenzeiten auf einen Abzug von Kapazität seitens eines marktmächtigen Anbieters zurückzuführen zu sein. Ein Referenzpreisvergleich ist aufgrund der Datenlage und verschiedener Strategieoptionen des Referenzkraftwerks (Pumpspeicher) nicht möglich. Ob die Kapazität tatsächlich marktmissbräuchlich zurückgehalten wurde, bleibt unklar. Dagegen spricht die Erhöhung der Kapazitäten durch den besagten Anbieter gegen Ende des Betrachtungszeitraums und der damit verbundene allgemeine Preisrückgang.

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