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Branchenstrukturanalyse im Multimedia-Markt am Beispiel der Spielfilmbranche und der Branche der Programmveranstalter (Nr. 172)

Branchenstrukturanalyse im Multimedia-Markt am Beispiel der Spielfilmbranche und der Branche der Programmveranstalter

Peter Kürble

Branchenstrukturanalyse im Multimedia-Markt am Beispiel der Spielfilmbranche und der Branche der Programmveranstalter
Nr. 172 / April 1997

Zusammenfassung

Nachdem der Begriff Multimedia in Deutschland 1995 zum Wort des Jahres gekürt wurde, sind zwei Jahre vergangen und die (weltweite) Diskussion ist merklich ruhiger geworden. Neben den dafür verantwortlichen technischen Problemen bei der Realisierung, steht auch die Kostenfrage wieder im Vordergrund der Diskussion. Dies umso mehr, als noch keine Klarheit darüber besteht, ob sich für den Konsumenten ein Nutzen realisieren läßt, der auf entsprechende Einnahmen schließen läßt und die Investitionen rechtfertigt.

Ausgangspunkt der vorliegenden Betrachtung ist die Annahme, daß der Kundennutzen bei Privatkunden insbesondere dann zu realisieren ist, wenn es gelingt, attraktive Inhalte zur Verfügung zu stellen. Vor diesem Hintergrund stellte sich die Frage, wie ein Unternehmen, hier insbesondere ein Anbieter von Telekommunikationsdiensten, der im Markt für multimediale Dienste für Privatkunden tätig werden will, Zugang zu diesen Inhalten bekommen kann. Die vorliegende Untersuchung bezieht sich auf den Bereich der Spielfilmproduktion und der Programmveranstalter.

Obwohl die Markteintrittsbarrieren und -austrittsbarrieren, abgesehen vom notwendigen Kapital, in der Spielfilmproduktion gering sind, erweist sich eine Betätigung im Produktionsbereich, aufgrund fehlender Differenzierungsmöglichkeiten und hohem Erfolgsrisiko bei gleichzeitig hohen Produktionskosten, als nicht sinnvoll. Darüber hinaus liegt die eigentliche Bedeutung nicht bei der aktuellen Produktion, da deren Umfang eher gering ist, sondern bei den sog. Filmarchiven. Der Zugang zu diesen Filmarchiven erfolgt in großem Umfang über die amerikanischen Studios, die sog. Financier-Distributoren, die, je nach Abgrenzung zwischen 30 v.H. und 50 v.H. der zur Ausstrahlung im Fernsehen relevanten Produktionen besitzen.

Neben den Distributoren verfügen auch der (regionale) Rechtehandel und die Programmveranstalter über eine Vielzahl von Filmrechten, die sie im Rahmen von Lizenzkäufen erworben haben. Während die Rechtehändler mit den erworbenen Ausstrahlungsrechten handeln, nutzen die Programmveranstalter die Lizenzen im wesentlichen für die eigene Verwertung. Der Markt für Programmveranstalter ist, die Verfügung über entsprechende Inhalte vorausgesetzt, insofern ein attraktiver Markt, als sich durch die neuen technischen und regulatorischen Entwicklungen auch Differenzierungsmöglichkeiten für neue Anbieter ergeben. Die hohen Markteintritts- und -austrittsbarrieren sowie die eher durch Substitution denn durch Addition beschreibbare Reaktion der Nachfrager in Bezug auf den Konsum neuer Programme schmälert diese Einschätzung allerdings.