Stromerzeugung und Stromvertrieb – eine wettbewerbsökonomische Analyse (Nr. 297) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Stromerzeugung und Stromvertrieb – eine wettbewerbsökonomische Analyse (Nr. 297)

Neuer Diskus: Stromerzeugung und Stromvertrieb – eine wettbewerbsökonomische Analyse

Nicole Angenendt, Gernot Müller, Marcus Stronzik, Matthias Wissner

Stromerzeugung und Stromvertrieb – eine wettbewerbsökonomische Analyse

Nr. 297 / August 2007

Zusammenfassung

Mit der Öffnung der Energiemärkte kam es ab 1997 zu einer Reihe von Markteintritten in den deutschen Strommarkt. Inzwischen haben diese Newcomer in ihrer Mehrzahl den Markt wieder verlassen. Als Gründe hierfür werden Planungsfehler der neuen Anbieter ebenso genannt wie die mangelnde Wechselbereitschaft der Konsumenten und präventive Preisnachlässe der Incumbents. Gleichzeitig hat sich seit der Liberalisierung die Zahl der großen Versorgungsunternehmen in Deutschland aufgrund von Fusionen und Übernahmen deutlich reduziert. Die Angebotsseite des Marktes ist außerdem geprägt durch einen weiter voranschreitenden Trend zur Vorwärtsintegration der großen Erzeuger sowie Konzentrationsbemühungen regionaler Versorgungsunternehmen. Die Wettbewerbssituation im deutschen Strommarkt ist insgesamt unbefriedigend, die Strompreise steigen in Deutschland seit Jahren kontinuierlich.

Mit der Einrichtung der Bundesnetzagentur als Regulierungsbehörde für die Übertragungs- und Verteilnetze in den Märkten für Strom und Gas und der Einführung der Anreizregulierung im Jahr 2009 sollten sich die Entgelte der Netznutzung perspektivisch für neue Marktteilnehmer und Verbraucher positiv entwickeln. Wie aber sieht es mit den den Netzen vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsstufen, dem Erzeugungsbereich und dem Stromvertrieb aus?

Diese Studie analysiert mit dem wettbewerbsökonomischen Instrumentarium die Bereiche Stromerzeugung und Vertrieb und stellt dabei insbesondere auf Wettbewerbshemnisse aufgrund des institutionellen Rahmens und der spezifischen Sektorstruktur, nämlich dem hohen Grad an vertikaler Integration der vier großen Verbundunternehmen ab.

Ziel des Beitrages ist es aufzuzeigen, welche Kräfte nach der Marktöffnung in den Bereichen Erzeugung und Vertrieb wirken konnten und die jetzige Wettbewerbssituation prägen. Dabei ist der Beitrag untergliedert in zwei selbständige Studien, wobei die jeweiligen Wettbewerbssituationen näher beleuchtet und die wesentlichen Entwicklungstendenzen dargestellt werden. Für die Stromerzeugung zeigt sich dabei, dass die Teilmärkte für Grund- und Spitzenlast durch hohe Marktkonzentrationen gekennzeichnet sind, was bezüglich der Spitzenlast vor dem Hintergrund der relativ preisunelastischen Stromnachfrage als besonders problematisch einzustufen ist. Dem Grenzanbieter erwächst dadurch im engen Markt zu Spitzenlastzeiten die Möglichkeit der erhöhten Einflussnahme auf die Preise. Im Stromvertrieb liegen Marktzutrittsbarrieren vor allem in Form überhöhter Netznutzungsentgelte von solchen Netzbetreibern vor, die zugleich Versorger oder in erheblichen Maße an Versorgern beteiligt sind. Ergebnisse des Subtraktionstests, durch den der implizite Strompreis ermittelt werden kann, deuten darauf hin, dass viele vertikal integrierte Unternehmen den Strompreis subventionierten, z.T. soweit, dass negative Gewinnmargen auftraten. Dies machte es für neue Wettbewerber so gut wie unmöglich, in den Markt einzutreten.

Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.