VoIP – Marktentwicklungen und regulatorische Herausforderungen (Nr. 264) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

VoIP – Marktentwicklungen und regulatorische Herausforderungen (Nr. 264)

Neuer Diskus: VoIP – Marktentwicklungen und regulatorische Herausforderungen

Franz Büllingen, Diana Rätz

VoIP – Marktentwicklungen und regulatorische Herausforderungen
Nr. 264 / Mai 2005

Zusammenfassung

Sprachtelefonie mittels IP-basierter TK-Infrastruktur gilt als eine der wichtigsten und nachhaltigsten Innovationen im Bereich der Festnetze. Schon in wenigen Jahren wird VoIP große Teile der leitungsvermittelten Sprachtelefonie über PSTN ersetzen. Während in der Vergangenheit in der Diskussion um VoIP Aspekte der Substitution sowie der Kostensenkung im Vordergrund standen, wird VoIP heute zunehmend als eine Technologie zur Realisierung IP-basierter Dienste und neuer Mehrwertdienste betrachtet. Der Dienst „Sprachübertragung“ wird zu einer unter vielen anderen Applikationen.

Die Marktstruktur von VoIP in Deutschland ist heterogen. Während die integrierten Carrier versuchen, ihre effizient betriebenen PSTN so lange wie möglich zu nutzen, ohne dabei den „richtigen“ Zeitpunkt zur vollständigen Migration zur IP-Telefonie zu verpassen, erfolgen Umrüstungsaktivitäten bei den Kabelnetzbetreibern eher zögerlich. Es bleibt abzuwarten, in wieweit es ihnen gelingt, Teile der DSL-Kundschaft abzuwerben. Sollten die Kabelnetz-betreiber trotz des Vorsprungs der DSL-Technologie relevante Marktanteile gewinnen, so ist nicht auszuschließen, dass Voice over Cable neben Breitband-Internet zu einem Standardangebot für fast alle Kabelhaushalte wird.

Etablierte ISP, ITSP sowie Not-for-Profit-Clubs gehören zu den offensiven Spielern im VoIP-Markt, die eine Katalysatorfunktion für die Transformation des Festnetzes besitzen. Die Stabilität der von ihnen verfolgten Geschäftsmodelle kann derzeit schwer prognostiziert werden. Sollten VoIP-Dienste nur zu einer (Neu-)Verteilung der Anschluss- und Nutzungskosten für Gespräche führen und die Bündelung von Produkten keine wirkliche Differenzierung zulassen, so werden auf lange Sicht die TK-Dienstleister mit eigener Netzinfrastruktur den Markt für VoIP-Dienste dominieren.

In Hinblick auf die Migration hat das Argument niedrigerer Endkundenpreise („Gratis- Telefonie“) die Wahrnehmung von VoIP bisher entscheidend geprägt. Unsere Berechnungen anhand von Warenkörben zeigen, dass die Angebote günstiger Call-by-Call- Anbieter sowohl bei nationalen als auch internationalen Verbindungen i.d.R. leicht unter den Preisen entsprechender VoIP-Anbieter liegen. Das bedeutet, dass derzeit für viele Privatkunden nur geringe Anreize bestehen, zu einem VoIP-Anbieter zu wechseln.

Die technologische Marktreife von VoIP hat in vielen Industrieländern intensive Meinungsbildungsprozesse zur Regulierung ausgelöst. Es geht um die Frage, in wie weit IP-Telefonie als klassischer, regulierter Sprachdienst oder als neuer Datendienst behandelt werden sollte, um Innovationspotenziale auszuschöpfen. In der Befassung der EU und in Deutschland dominieren derzeit in der Diskussion zu VoIP die Fragen zur Nummerierung und Nummern Portabilität, die Entbündelung von Telefon- und DSLAnschluss (Endkunden markt), die Realisierung der Notruffunktion sowie die Umsetzung der gesetzlichen Verpflichtung zur Überwachbarkeit. Da der Markt als volatil gilt, soll dieser nach einhelliger Ansicht intensiv und genau beobachtet werden, bevor eine klare Zuordnung erfolgen und weitere regulatorische Maßnahmen ergriffen werden sollten.

Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.