Co-Invest Modelle zum Aufbau von neuen FTTB/H-Netzinfrastrukturen (Nr. 430) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Co-Invest Modelle zum Aufbau von neuen FTTB/H-Netzinfrastrukturen (Nr. 430)

Der WIK Diskussionsbeitrag analysiert Co-Invest aus ökonomischer Sicht und stellt Erfahrungen aus dem Ausland vor. Es wird deutlich, dass Co-Invest Modelle einen Beitrag zur Gigabiterschließung in Deutschland leisten können. Gleichwohl müssen mögliche negative Implikationen auf den Wettbewerb geprüft und ggf. durch geeignete Abhilfemaßnahmen behoben werden.

Zusammenfassung

Beim FTTB/H-Ausbau spielen Kooperationen eine wichtige Rolle, da sie die Kosten und Risiken des Ausbaus auf mehrere Akteure verteilen, die Netzauslastung erhöhen und damit den Ausbau beschleunigen können. Als eine Kooperationsform, die den Schwerpunkt auf den kooperativen Ausbau neuer Infrastrukturen setzt, rücken Co-Invest Modelle verstärkt in den Fokus. Derartige Modelle wurden in Deutschland zwar bislang noch nicht umgesetzt; Erfahrungen aus dem europäischen Ausland legen jedoch nahe, dass mit Co-Invest Modellen die FTTB/H-Abdeckung deutlich gesteigert werden kann.

Theoretisch lassen sich mit dem Joint Venture Modell, dem Investor Modell und dem Swapping Modell drei grundsätzliche Formen von Co-Invest Vereinbarungen unterscheiden. Alle Modelle gehen mit verschiedenen Governance-Strukturen und Anreizsystemen einher. Auch die Motivlage von Telekommunikationsunternehmen zur Teilnahme an einem Co-Invest Modell kann sich erheblich unterscheiden: Incumbents können dabei deutlich andere Beweggründe als alternative Netzbetreiber aufweisen. Die Ausgestaltung und Motivlage hängt von der Konstellation der ausbauenden Unternehmen und den spezifischen Marktstrukturen und Rahmenbedingungen ab.

Neben positiven Effizienzsteigerungen und Wohlfahrtseffekten können sich Co-Invest Vereinbarungen z. B. durch kollusives Verhalten auch negativ auf den Wettbewerb auswirken, gerade wenn Unternehmen mit beträchtlicher Marktmacht beteiligt sind. Mögliche negative Effekte sollten daher, wenn die gesetzlichen Voraussetzungen gegeben sind, im Einzelfall durch Wettbewerbs- und Regulierungsbehörden geprüft werden, die gegebenenfalls weitere flankierende Maßnahmen auferlegen können. Eine Kernforderung ist dabei ein freier und diskriminierungsfreier Zugang von Dritten, die dadurch in die Lage versetzt werden, die Produkte der Co-Investoren mindestens nachbilden und damit in den Wettbewerb mit den Co-Investoren treten zu können.

Wenn Co-Investoren nach einem gemeinsamen Ausbau um die Endkunden konkurrieren und sich sehr asymmetrische Marktanteile einstellen, kann es passieren, dass sich für einzelne Unternehmen die Investitionen nicht amortisieren, so dass im schlimmsten Fall ein Marktaustritt droht. Diesem Risiko kann durch finanzielle Kompensationen zwischen den Co-Investoren, beispielsweise durch die Anwendung des Wholesale-Split Ansatzes, vorgebeugt werden, wodurch sich das wettbewerbliche Risiko von asymmetrischen Marktanteilen nach dem Ausbau verringert (wenn auch zulasten der maximal erzielbaren Umsätze je Partner).

Die Erfahrungen aus Frankreich, Spanien und Portugal, in denen Co-Invest Modelle weit verbreitet sind, zeigen, dass landesspezifische Strukturen und Rahmenbedingungen von großer Bedeutung sind. In diesen drei Ländern ist der regulierte Zugang zu passiver Infrastruktur von hoher Relevanz für die Ausbreitung von Co-Invest Modellen. In Spanien und Portugal wurde der Glasfaserausbau über Co-Invest Modelle durch die Netzbetreiber forciert und fand weitgehend marktgetrieben statt. Die Co-Invest Vereinbarungen in Frankreich haben sich hingegen weniger aus dem Markt heraus entwickelt, sondern wurden als gezielte staatliche Maßnahme implementiert. Sie werden durch den Regulierer koordiniert und stellen eine Form von symmetrischer Regulierung dar.

Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.