Wettbewerb auf Telekommunikationsmärkten (Nr. 197) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Wettbewerb auf Telekommunikationsmärkten (Nr. 197)

Zusammenfassung

Nach § 81 TKG Abs. 3 legt die Monopolkommission der Bundesregierung alle zwei Jahre einen Bericht zu der Frage vor, ob auf den Märkten der Telekommunikation funktionsfähiger Wettbewerb besteht. In diesem Zusammenhang hat die Monopolkommission das WIK beauftragt, die Intensität des Wettbewerbs für eine Reihe ausgewählter Telekommunikationsmärkte zu untersuchen, wobei die folgenden Märkte einzubeziehen waren:
 

  • Endkundenmärkte für Fern- und Ortsgespräche, Teilnehmeranschlüsse (Festnetz) und Mobilfunkleistungen;
     
  • Carrier-Märkte für Zuführungs- und Terminierungsleistungen im Festnetz, Terminierungsleistungen im Mobilfunknetz, Zugang zu Teilnehmeranschlußleitungen und Mietleitungen.

 

Endkundenmärkte

Die vorliegende Studie zeigt, daß sich der Wettbewerb auf den untersuchten Endkundenmärkten intensiviert hat. Zwar wäre es verfrüht, schon durchweg das Siegel des funktionsfähigen Wettbewerbs zu erteilen, es gibt aber Indikatoren dafür, daß auch Märkte, die bislang noch nicht durch eine ausreichend hohe Wettbewerbsintensität gekennzeichnet sind, auf längere Sicht Potential für mehr Wettbewerb aufweisen.

An vorderster Stelle ist der Markt für Ferngespräche zu nennen, der mehr als eineinhalb Jahre nach Marktöffnung durch eine hohe Wettbewerbsintensität gekennzeichnet ist und in dem die Verhaltensspielräume der Deutsche Telekom AG erkennbar geringer geworden sind. Die hohe Wettbewerbsintensität zeigt sich insbesondere an der hohen Zahl der Neuanbieter, dem Rückgang des Marktanteils der Deutsche Telekom AG, den regulierungsbedingt niedrigen Marktschranken, einer Halbierung des Preisniveaus und dem Auf- und Ausbau neuer Netze. Mit sinkendem Preisniveau der Deutsche Telekom AG wird es für reine Ferngesprächsanbieter zwar zunehmend schwerer, sich zu behaupten und Marktaustritte sind nicht ausgeschlossen, unter zwei Voraussetzungen könnte der verbleibende aktuelle und potentielle Wettbewerb aber das erreichte Preisniveau sichern.

Erste Voraussetzung ist, daß Wettbewerber zu einem kostenorientierten Entgelt von der Deutsche Telekom AG umfassend Terminierungs- und Zuführungsleistungen sowie Preselection- und Billing-Leistungen erhalten. Wettbewerber wären dann weiterhin in der Lage, mit geringen Größennachteilen und wenig versunkenen Kosten Ferngespräche anzubieten. Zweite Voraussetzung ist, daß die Deutsche Telekom AG Bündelungsangebote (Bündelung von Ferngesprächsangeboten mit anderen Dienstleistungen im Rahmen von Optionstarifen und Umsatzrabatten) nur in Formen verwendet, die den Wettbewerb im Ferngesprächsmarkt nicht behindern. Die Nachteile von reinen Ferngesprächsanbietern gegenüber "Vollanbietern" wie der Deutsche Telekom blieben dann auf ein unvermeidbares Maß beschränkt.

Auf den Regionalmärkten für Teilnehmeranschlüsse und Ortsgespräche bietet sich dagegen noch ein gemischtes Bild. Die Geschäftskundenmärkte in den Ballungsräumen weisen eine relativ hohe Wettbewerbsintensität auf, wogegen auf den Privatkundenmärkten die Intensität des Wettbewerbs gering geblieben ist, was sich an der Duopolstruktur vieler Regionalmärkte, den Marktzutrittsschranken, der geringen Intensität des Preiswettbewerbs und dem noch geringen Ausbau konkurrierender Teilnehmernetze zeigt. Zusätzliche, heute noch nicht abschließend abschätzbare Wettbewerbsimpulse werden aber künftig von alternativen Anschlußtechnologien ausgehen.

Der Mobilfunkmarkt ist ebenfalls durch eine Wettbewerbsintensivierung gekennzeichnet, die sich bisher jedoch vorrangig auf den Privatkundenbereich richtet. Das große, noch lange nicht ausgeschöpfte Marktpotential bei Privatkunden hat einen intensiven Wettbewerb um Neukunden in Gang gesetzt, dessen Wirkungen in Form von Preissenkungen und neuen Tarifstrukturen auch den Altkunden im Privatkundensegment zugute kommen. Die Wettbewerbsentwicklung im Geschäftskundenmarkt, wo das Marktpotential weitgehend ausgeschöpft ist (was die Sprachübertragung betrifft), verlief dagegen eher zögerlich. Die fehlende Nummernportabilität erweist sich hier als wesentlicher Wettbewerbsnachteil der später gestarteten E-Netzbetreiber. Künftige Wettbewerbsimpulse können aber durch die Einführung neuer Datendienste und mobiler Multimediaanwendungen erwartet werden.

Carrier-Märkte

Für die Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs auf Endkundenmärkten ist der Zugang zu Zusammenschaltungsleistungen im Festnetz, zu Teilnehmeranschlußleitungen sowie zu Mietleitungen von entscheidender Bedeutung. Bisher wird dieser Zugang in erster Linie durch regulatorische Eingriffe sichergestellt. Dies wird für die lokalen Zusammenschaltungsleistungen und den Zugang zur entbündelten Teilnehmeranschlußleitung der Deutsche Telekom AG auch längerfristig so bleiben müssen. Die lokale Zuführung und Terminierung von Gesprächen im Festnetz der Deutsche Telekom AG ist die zentrale Engpaßressource, auf deren Nutzung Wettbewerber im Festnetz angewiesen sind.

Für nationale Terminierungsleistungen könnte dagegen ein wettbewerbliches Angebot entstehen. Da einige Netzbetreiber ihre Fernnetze flächendeckend erweitern, kommen sie für kleinere Netzbetreiber als Anbieter von nationalen Terminierungsleistungen in Frage. Die Möglichkeit des Ausbaus von Fernnetzen beschränkt im übrigen per se die Verhaltensspielräume der Deutsche Telekom AG, da sich Wettbewerber damit von nationalen Zuführungs- und Terminierungsleistungen der Telekom unabhängig machen können.

Ähnlich wie die lokale Zusammenschaltung im Festnetz stellt auch die Terminierung von Gesprächen im Mobilfunknetz eine Bottleneck-Leistung da, die regulatorischer Aufmerksamkeit bedarf. Die Mobilfunknetzbetreiber verfügen hinsichtlich der Terminierung in ihren Netzen über Verhaltensspielräume, die nur einer unzureichenden wettbewerblichen Kontrolle unterliegen.

In der Vergangenheit bot nur die Deutsche Telekom AG Terminierung über ihr Telefonnetz in alle nationalen Mobilfunknetze an. Es erscheint aber wahrscheinlich, daß Betreiber mit einem flächendeckenden Fernnetz Angebote für die nationale Terminierung in alle Mobilfunknetze entwickeln werden.

Eine Wettbewerbsintensivierung ist schließlich bei Fernmietleitungen zu verzeichnen, was sich insbesondere an der großen Zahl aktueller und potentieller Anbieter und an den deutlichen Preissenkungen für Mietleitungen von 2 Mbit und mehr zeigt.

Insgesamt gesehen

läßt sich Mitte 1999, dem Stand der Untersuchung, ein positives Bild der bisherigen Wettbewerbsentwicklung zeichnen. Auch wenn noch nicht alle Märkte durch funktionsfähigen Wettbewerb gekennzeichnet sind, so besteht doch ein großes Potential für ein Mehr an Wettbewerb in der Zukunft.