Geschäftsstrategien von Postunternehmen in Europa (Nr. 296) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Geschäftsstrategien von Postunternehmen in Europa (Nr. 296)

Neuer Diskus: Geschäftsstrategien von Postunternehmen in Europa

Antonia Niederprüm

Geschäftsstrategien von Postunternehmen in Europa

Nr. 296 / Juli 2007

Zusammenfassung

Die ehemaligen Postverwaltungen in Europa haben sich seit Beginn der 1990er Jahre in eigenständige, überwiegend privatwirtschaftlich organisierte und zunehmend kommerziell orientierte Unternehmen gewandelt. Gleichzeitig stehen die Unternehmen durch die (teilweise) Öffnung der Briefmärkte vor weiteren Herausforderungen. Der vorliegenden Diskussionsbeitrag analysiert, wie vier bedeutende Postbetreiber diesen Herausforderungen begegnet sind: Deutsche Post, La Poste, Royal Mail und TNT. Dabei vergleicht der Beitrag die Strategien der Unternehmen konkret in drei Bereichen: 1) Internationalisierung; 2) Filialkonzepte; 3) Optimierung der Brief- und Paketlogistik.

Ausgehend von ihren nationalen Brief- und Paketdienstleistungen haben diese vier Konzerne ihre Geschäftsaktivitäten sowohl räumlich als auch inhaltlich ausgeweitet. Während sich alle Postbetreiber über Akquisitionen bzw. Partnerschaften innerhalb Europas als Paket- bzw. Expressdienstleister etabliert haben, entwickelten sich die beiden börsennotierten Betreiber Deutsche Post und TNT mittels bedeutender Akquisitionen zu weltweit tätigen Expressdienstleistern. Die Deutsche Post ist darüber hinaus in das Logistikgeschäft expandiert; eine Entscheidung die TNT 2006 über den Verkauf ihrer Logistiksparte rückgängig gemacht hat. Ebenso sind es nur diese beiden Konzerne, die sich in ausländischen Briefmärkten über Tochterunternehmen als Wettbewerber der jeweiligen Incumbents etablieren: So sind TNT u. a. in Deutschland, Österreich und Italien; Deutsche Post in den Niederlanden, Spanien und Frankreich sowie beide Unternehmen in Großbritannien vertreten.

Bei allen Postunternehmen ist der Betrieb eines flächendeckenden Filialnetzes mit hohen Kosten verbunden. Mit der zunehmenden Marktöffnung, der Privatisierung und Kommerzialisierung der Postunternehmen wurden die Filialnetze verkleinert und viele eigenbetriebene Filialen in fremdbetriebene Agenturen umgewandelt. Zur besseren Auslastung der bestehenden Filialnetze bieten sowohl die Deutsche Post (über die Postbank) als auch die französische La Poste (über die neu gegründete La Banque Postale) Finanzdienste an. Im Gegensatz zu TNT und Deutsche Post erhalten Post Offices Ltd. und La Poste für ihre Filialnetz direkte, bzw. indirekte finanzielle Unterstützung durch den Staat.

Die Optimierung der nationalen Brief- und Paketlogistik ist ein weiterer Weg, Kosten zu senken und Qualität zu steigern. Während TNT und Deutsche Post ihre Logistiknetze bereits in den 1990er Jahren umfassend restrukturiert haben, begann dieser Prozess bei Royal Mail und La Poste erst vor wenigen Jahren. Dies mag ein Grund für die wesentlich höheren Umsatzrenditen von Deutscher Post und TNT im Briefbereich sein.

Vor diesem Hintergrund erscheint es fragwürdig, dass La Poste oder Royal Mail als ernstzunehmende Wettbewerber in einen vollständig geöffneten, deutschen Briefmarkt einsteigen werden. Sie sind damit beschäftigt, sich als wettbewerbsfähige nationale Briefdienstleister aufzustellen.

Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.