Die Privatisierung und Aktienplazierung der niederländischen Post- und Telekommunikationsgesellschaft Koninklijke PTT Nederland N.V. (KPN) (Nr. 135) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Die Privatisierung und Aktienplazierung der niederländischen Post- und Telekommunikationsgesellschaft Koninklijke PTT Nederland N.V. (KPN) (Nr. 135)

Die Privatisierung und Aktienplazierung der niederländischen Post- und Telekommunikationsgesellschaft Koninklijke PTT Nederland N.V. (KPN)

Dieter Elixmann, Martin Weber

Die Privatisierung und Aktienplazierung der niederländischen Post- und Telekommunikationsgesellschaft Koninklijke PTT Nederland N.V. (KPN)
Nr. 135 / Oktober 1994

Zusammenfassung

Wie in vielen Ländern der Welt sind auch in den Niederlanden mittlerweile entscheidende Schritte im Privatisierungsprozeß ihres Post- und Telekommunikationsbereiches zurückgelegt. Seit dem 13. Juni 1994 ist die Koninklijke PTT Nederland N.V. (KPN) ein an der Amsterdamer Börse notiertes Unternehmen. Die vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel, die wesentlichen Elemente des Wandels der ehedem “klassisch“ strukturierten staatlichen Post-, Bank- und Fernmeldebehörde in den Niederlanden zu einem privatisierten Unternehmen nachzuzeichnen. Wir gehen dabei sowohl auf regulatorische und gesetzliche sowie organisatorische Änderungen ein als auch auf die Plazierung der Aktien.

Der Prozeß der organisatorischen Umwandlung begann 1986 mit der Ausgliederung der Geld- und Giraldienste aus dem PTT Tätigkeitsbereich durch die Gründung der Aktiengesellschaft Postbank N.V.. Die verbleibende staatliche PTT-Verwaltung wurde dann zum 1. Januar 1989 in die Aktiengesellschaft KPN umgewandelt mit dem Staat als Alleinaktionär. Die KPN fungiert als Holding, ihre wichtigsten Tochterunternehmen sind die jeweils als GmbH organisierten PTT Post B.V. und PTT Telecom B.V.. Im Jahr 1993 hat die niederländische Regierung schließlich angekündigt, in einer ersten Tranche 30 % der von ihr gehaltenen KPN-Anteile zu veräußern. In jedem Fall sind dem Staat jedoch auch nach weiteren Verkäufen bestimmte Sonderrechte garantiert (“golden share“, Zuteilung von Vorzugsaktien).

In dem öffentlichen Plazierungsverfahren konnten sich Kleinanleger und institutionelle Anleger um die Zuteilung von Aktien bewerben. Neben den Niederlanden gab es insgesamt drei Plazierungsregionen: Großbritannien und Irland, USA und Kanada sowie der Rest der Welt. Die Plazierung erfolgte unter der Leitung eines einzigen globalen Koordinators und Lead Managers, der niederländischen ABN AMRO Bank. Für die einzelnen Plazierungsregionen wurden regionale Lead Manager benannt. Vor Bekanntgabe des eigentlichen Emissionspreises wurde ein Bookbuilding-Verfahren durchgeführt, das sich an die institutionellen Investoren im In- und Ausland richtete. Der letztendlich festgelegte Emissionspreis betrug 49,75 Gulden für eine 10-Gulden-Aktie. Privaten Anlegern wurde beim Erwerb von bis zu 75 Aktien ein Preisnachlaß von 5 % auf den offiziellen Ausgabepreis gewährt. Den Beschäftigten des Unternehmens KPN wurden Belegschaftsaktien über den Kauf von Wandelschuldverschreibungen angeboten. Für die leitenden Angestellten der KPN wurde ein Management Optionsplan kreiert, im Rahmen dessen Optionen erworben werden können, die zum Umtausch in KPN-Aktien berechtigen.

Die KPN-Emission war fast dreifach überzeichnet. Trotzdem hat das die Emission begleitende Bankenkonsortium die ihm von der Regierung zugestandene Option auf Ausgabe zusätzlicher Aktien ("green-shoe-option") nicht wahrgenommen. Dem niederländischen Staat brachte der Aktienverkauf Einnahmen in Höhe von rund 6,9 Mrd. Gulden. Angesichts des Anlegerinteresses und der Kursentwicklung nach der Notierungsaufnahme kann die KPN- Emission als erfolgreich bezeichnet werden.