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Telekommunikationsdienste im Bankensektor - Ergebnisse und Analyse einer Primärdatenerhebung (Nr. 131)

Telekommunikationsdienste im Bankensektor - Ergebnisse und Analyse einer Primärdatenerhebung

Alwin Mahler


Telekommunikationsdienste im Bankensektor - Ergebnisse und Analyse einer Primärdatenerhebung

Nr. 131 / Juli 1994 Zusammenfassung


Im Mittelpunkt der vorliegenden Studie stehen die Ergebnisse einer Primärdatenerhebung hinsichtlich der Nutzung von IuK-Technologie im Bankensektor. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Telekommunkationsdiensten, insbesondere den neuen TK-Diensten, die häufig auch unter dem Begriff "Mehrwertdienste" zusammengefaßt werden. Die Untersuchung des Einsatzes neuer TK-Dienste im Bankensektor ist aufgrund der hohen Informationsintensität, sowohl des Wertschöpfungsprozesses ("value chain") als auch der erzeugten Produkte von besonderem Interesse. Den Banken wird generell eine Vorreiterrolle beim Einsatz neuer TK-Dienste zugesprochen - bspw. im Rahmen des Electronic Banking.


Es zeigt sich, daß besonders die verschiedenen Anwendungen der Electronic Funds Transfer (EFT) Dienste eine hohe Nutzung aufweisen. Hervorzuheben ist auch die hohe Nutzung von Online-Datenbankdiensten. Die Bedeutung dieser TK-Anwendungen für die Banken zeigt sich daran, daß ein beträchtlicher Teil der Institute für alle Dienste eine Zunahme der Nutzung angibt. Für die EFT-Dienste beträgt dieser Teil zwischen 56 und 83%. Bei den netzorientierten Diensten ergibt sich für Btx/Datex-J und Datex-P sowie für Standleitungen und Modems (Telefonnetz) eine relativ hohe Nutzung. Ferner zeigen die Daten für die EDV, die andere wichtige Komponente des Einsatzes von IuK-Technologien, daß ein sehr großer Teil über die ensprechende Ausstattung verfügt. So setzen 95% der Kreditinstitute PCs ein und 30% besitzen LANs.


Die Untersuchung von Verbreitungs- und Diffusionsindikatoren ergibt als einen Einflußfaktor die Größe des Institutes. Gemessen an der Bilanzsumme nutzen große Institute neue TK-Dienste tendenziell eher als kleine. Als weiterer Einflußfaktor kann die räumliche Orientierung, gemessen an der Zahl der Auslandszweigstellen bzw. Tochtergesellschaften im Ausland identifiziert werden. Für die Anzahl der Auslandskunden hingegen ergibt sich kein Zusammenhang.


Beim Vergleich der Nutzung der TK-Dienste können Unterschiede zwischen den verschiedenen Bankengruppen festgestellt werden, die sich neben der Geschäftsfeldorientierung auch auf die Organisationsstruktur zurückführen lassen. Eine relativ ausgeglichene und homogene Nutzung kann für den Kreditbankensektor - mit Abstrichen bei den Privatbankiers - und für die Sparkassen festgestellt werden. Für einige Dienste kann ein hoher Anteil an Instituten festgestellt werden, bei denen die Nutzung über institutseigene Systeme erfolgt. Obwohl derzeit ein relativ hoher Grad an vertikaler Integration zu beobachten ist, wird es langfristig, aufgrund der hohen "economies of scale and scope" vieler auf IuK-Technologie basierender Systeme zu einer Spezialisierung und Disaggregation kommen. Allgemein zeigt sich, daß der vermehrte Einsatz von IuK-Technologie nicht ohne Auswirkungen auf die Struktur und den Wettbewerb innerhalb der Branche bleibt. Indikatoren sprechen dafür, daß die Wettbewerbsintensität tendenziell zunehmen dürfte. Als weitere Auswirkungen, die im Zusammenhang mit dem vermehrten Einsatz von IuK-Technologie zu sehen sind, sind die Umstrukturierung des Filialnetzes sowie der Trend zu größeren Instituten zu nennen.