Die Entwicklung von Hybridpost: Marktentwicklungen, Geschäftsmodelle und regulatorische Fragestellungen (Nr. 341) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Die Entwicklung von Hybridpost: Marktentwicklungen, Geschäftsmodelle und regulatorische Fragestellungen (Nr. 341)

Zusammenfassung

Ziel der vorliegenden Studie ist es, einen Überblick über den sich entwickelnden Markt für Hybridpostdienste zu geben sowie die Auswirkungen der Hybridpost auf das traditionelle Briefgeschäft und regulatorische Fragestellungen zu erörtern. Die Studie basiert auf desk research und Interviews mit Anbietern von Hybridpost und Branchenverbänden. Sie ist die erste umfassende Veröffentlichung zu Hybridpost in Deutschland.

Hybridpost wird als eine Dienstleistung definiert, die elektronisch an einen Anbieter übertragen und von diesem ausgedruckt, kuvertiert und frankiert wird. Die Zustellung erfolgt physisch durch den Hybridpostanbieter selbst oder in seinem Auftrag durch Dritte. Wesentlich zur Abgrenzung gegenüber Angeboten von Lettershops ist, dass der Dienstleister dem Kunden ein Komplettangebot über Druck und Zustellung macht.

Die Studie unterscheidet drei typische Geschäftsmodelle von Hybridpostdienstleistern: Onlineportale, individuelle Lösungen und internationale Hybridpostangebote. Die Anbieter von Onlineportalen und individuellen Lösungen in Deutschland betreiben jeweils (bisher) nur ein Druckzentrum in Deutschland. Anbieter von internationaler Hybridpost drucken die Sendungen überwiegend im Zielland und übergeben sie dort an ihren Zustellpartner. Anhand eines Preisvergleichs ermittelt die Studie die günstigsten Onlineportale in Deutschland. Das neue Produktangebot der Deutsche Post AG (DPAG), der „E-Postbrief" (Einführung im Juli 2010) ist eines der günstigsten Angebote.

Hinsichtlich der Implikationen von Hybridpost auf das klassische Briefgeschäft folgert die Studie, dass die Gesamtbriefmenge sich durch Hybridpost nicht verändert. Die Kosten von Briefzustellunternehmen werden durch Hybridpost im Wesentlichen nur in der Einsammlung beeinflusst. Weil Postzugangspunkte in Deutschland überwiegend als Agenturen betrieben werden, erwarten wir jedoch aufgrund von Hybridpost keine Reduzierung der Filialnetze. Versender, insbesondere kleine und mittlere Geschäftskunden können durch Hybridpost im Vergleich zum klassischen Briefversand erhebliche Einsparungen realisieren. Schließlich kommt die Studie zum Ergebnis, dass Hybridpost den Wettbewerb auf dem Briefmarkt und vorgelagerten Märkten tendenziell fördert.

Für ihr Hybridpostprodukt (die hybride Variante des "E-Postbriefs") nutzt eine Tochtergesellschaft der DPAG ein Teilleistungsprodukt der DPAG. Die wesentliche regulatorische Fragestellung ist hier, ob die Konditionen dieses Teilleistungsprodukts mit den bestehenden Teilleistungsprodukten für andere Nachfrager kompatibel sind – ob die DPAG ihre Teilleistungen also diskriminierungsfrei auch allen Wettbewerbern anbietet. Die Bundesnetzagentur sollte die Verträge der DPAG daraufhin prüfen. Weiterhin bündelt der E-Postbrief der DPAG traditionelle Briefdienstleistungen mit postvorbereitenden Diensten. Dadurch besteht grundsätzlich die Möglichkeit der Marktmachtübertragung auf vorgelagerte Märkte. Auch dies sollte die Bundesnetzagentur bei der Genehmigung von Teilleistungen im Auge behalten. Zum Schutz des Inhalts und der personenbezogenen Daten von Hybridbriefen sind die bestehenden Vorschriften zum Postgeheimnis und Datenschutz anwendbar. Die Anbieter verpflichten sich bisher zu weiterreichendem Schutz der Inhalte. Daher sehen wir hier keinen regulatorischen Handlungsbedarf.

Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.