Einzelwagenverkehr als Kernelement eisenbahnbezogener Güterverkehrskonzepte? (Nr. 375) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Einzelwagenverkehr als Kernelement eisenbahnbezogener Güterverkehrskonzepte? (Nr. 375)

Einzelwagenverkehr als Kernelement eisenbahnbezogener Güterverkehrskonzepte?

Zusammenfassung

Im deutschen Einzelwagenverkehr ist die Güterverkehrsleistung von 2004 bis 2010 von ca. 34 Mrd. tkm auf etwa 28 Mrd. tkm gesunken. Auch für die Zukunft zeichnet sich kein substanzielles Nachfragewachstum ab. Markteintritte (Ganzzug- und Kombinierter-Verkehr-Anbieter; ggf. Werk-, Industrie- und Hafenbahnen) sind allenfalls in Einzelfällen zu erwarten, da sich kaum langfristig profitable Geschäftsmodelle erkennen lassen. Die Marktanteile alternativer Anbieter werden bei etwa 5 % stagnieren.

Grundsätzliches Problem des Einzelwagenverkehrs sind die relativ hohen Fixkosten bei gleichzeitig begrenzter Nachfrage, woraus ein hohes Auslastungsrisiko resultiert. Insbesondere durch die Konkurrenz des Straßengüterverkehrs herrscht zudem in vielen Marktsegmenten ein niedriges Preisniveau, was geringe Erlöse und bescheidene Renditen zur Folge hat. Um höhere Deckungsbeiträge zu erzielen, wäre es erforderlich, das Transportaufkommen deutlich zu steigern (was über eine entsprechende Preis-setzung nur in sehr begrenztem Maße möglich ist) oder die Kosten erheblich zu senken (allerdings sind die meisten Kosten kaum beeinflussbar).

Um die Nachfrage- und Kostensituation zu stabilisieren, sollten im Einzelwagenverkehr tätige Unternehmen bestimmte Strategien verfolgen. Hierzu zählen die Integration von Einzelwagen in Ganzzüge und die vermehrte Beförderung containerisierbarer Güter. Die Anzahl der Rangiervorgänge muss bei Gewährleistung einer akzeptablen Zugaus¬lastung verringert werden (z.B. Umgehung von automatisierten Rangierbahnhöfen mit „Ablaufberg", reduzierte Inanspruchnahme von Knotenpunkt- und Satellitenbahnhöfen, verstärkte Nutzung von öffentlichen Zugangspunkten). Shuttle-, Linien- oder Ringzugkonzepte können in Einzelfällen ebenfalls eine Option sein. Neue Wettbewerber sollten sich zudem auf bestimmte Regionen oder aufkommensstarke Hauptläufe fokussieren. Haupttransportgüter zeichnen sich durch eine höhere Wertigkeit, ein großes Gesamtaufkommen und kleine Sendungsmengen aus. Wichtige Leistungsmerkmale sind die zeitliche Zuverlässigkeit und die Flexibilität, bei Bedarf das Angebot logistischer Zusatzdienste und eine kundenorientierte Preisbildung.

Der verbreiteten Unkenntnis bzw. der verzerrten Wahrnehmung des Einzelwagen-verkehrs bei potenziellen Neukunden kann durch Marketing- und Imagekampagnen begegnet werden. Wettbewerber sollten Gemeinschaftsunternehmen oder Kooperationen anstreben, da sie alleine nicht über die erforderlichen dezentralen Akquisitions-, Produktions- und Vertriebsstrukturen verfügen. Die Zusammenarbeit mit Bahnspeditionen ist sehr bedeutsam und zugleich optimierungsbedürftig. Die Marktakteure müssen ihre Kenntnisse im Einzelwagenverkehrsbetrieb und in den Produktions- und Logistiksystemen der verladenden Wirtschaft ausweiten. Weitere Marktzugangsprobleme können durch die Verbesserung des Zugangs zu und die Erhöhung der Kapazitäten von Abstellgleisen, alternativen Konzepten zur Verbesserung der Funktionsfähigkeit der Fahrzeugmärkte, eine Vereinfachung des Verfahrens der Vergabe von Sicherheitsbescheinigungen sowie den Ausbau von stark ausgelasteten Schienenwegen beseitigt werden.

Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.

Autoren

  • Gernot Müller
  • Martin Zauner