Repositionierung von AT&T - Eine Analyse zur Entwicklung von 1983 bis 1998 (Nr. 190) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Repositionierung von AT&T - Eine Analyse zur Entwicklung von 1983 bis 1998 (Nr. 190)

Repositionierung von AT&T - Eine Analyse zur Entwicklung von 1983 bis 1998

Rudolf Pospischil

Repositionierung von AT&T - Eine Analyse zur Entwicklung von 1983 bis 1998
Nr. 190 / Dezember 1998

Zusammenfassung

Anfang der achtziger Jahre war die AT&T das größte Unternehmen der Welt. Im Jahr 1983 beschäftigte sie mehr als eine Million Menschen, erzielte einen Umsatz von 70 Mrd. US Dollar und wies eine Bilanzsumme von 150 Mrd. US Dollar auf. Heute zählt AT&T mit gut 50 Mrd. US Dollar Umsatz zwar zu den Großen in der Welt, doch sie hat im Vergleich zu damals eine ganz andere Stellung im Markt.

In den vergangenen 15 Jahren hat die AT&T wesentliche Veränderungen im Portfolio einerseits durch die Abtrennung von Geschäftsfeldern und andererseits durch die Aufnahme neuer Geschäftsfelder erfahren: AT&T hat sich (1) gezwungenermaßen von den Ortsnetzen im Jahr 1984 und (2) freiwillig von der Produktion von Informations- und Telekommunikationsgeräten im Jahr 1996 getrennt. AT&T betreibt über Unternehmenszusammenschlüsse den (3) Eintritt in den Mobilfunkmarkt (mit McCaw in 1993) und den (4) Wiedereinstieg in das Geschäft mit Ortsnetzen (mit Teleport in 1998 und mit TCI voraussichtlich in 1999). Durch den Zusammenschluß mit TCI wird (5) das Produktportfolio um Kabelfernsehen erweitert. Schließlich will AT&T (6) mit der Ende 1998 erfolgten Akquisition von IBM Global Networks ihre Position im Markt für Datenkommunikation, insbesondere bei Internet und Intranet, in den USA und global erheblich verbessern und (7) vermittels eines für 1999 geplanten Joint Ventures mit British Telecom das internationale Geschäft absichern.

Eine Analyse des nationalen und internationalen Geschäfts von AT&T offenbart, daß kaum internes Wachstum in neuen Geschäftsfeldern realisiert werden konnte und deshalb der Weg über Unternehmenszusammenschlüsse, Akquisitionen und strategische Allianzen gegangen wird.

AT&T verfolgt die langfristige Strategie, ihr Kerngeschäft durch neue Geschäftsfelder zu ergänzen, die erhebliche Verbundvorteile mit diesem aufweisen. Das Geschäft mit Ferngesprächen wird durch Mobilfunk, Ortsgespräche und Internet ergänzt. Mit Blick auf den Kunden will AT&T sowohl den Privatkunden als auch den Geschäftskunden Angebote aus einer Hand bieten.

Drei Entwicklungen charakterisieren die Repositionierung von AT&T. Erstens wurde die vertikale Integration zwischen Produktion von Informations- und Kommunikationstechnologie und dem Betrieb von Telekommunikationsnetzen aufgegeben. Zweitens nimmt der Wettbewerb in dem neuen Kerngeschäft von AT&T, dem Angebot nationaler und internationaler Ferngespräche, zu und AT&T verliert ständig Marktanteile: Von 90 % Marktanteil in 1984 sind lediglich 44,5 % in 1997 geblieben. Da es, drittens, der AT&T nicht gelungen ist, durch internes Wachstum neue Märkte zu erschließen, realisiert sie externes Wachstum über Unternehmenszusammenschlüsse, Akquisitionen und strategische Allianzen.

Insgesamt ist festzustellen, daß die AT&T als Unternehmen, das in seinem Kerngeschäft weiter Marktanteile verliert und die neuen Geschäftsfelder noch nicht voll zur Entfaltung bringen konnte, vom Aktienmarkt mit Zurückhaltung aufgenommen wird.