Einsatz und Diffusion von Telekommunikation im Güterverkehr - Das Beispiel der elektronischen Fracht- und Laderaumausgleichsbörsen (Nr. 133) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Einsatz und Diffusion von Telekommunikation im Güterverkehr - Das Beispiel der elektronischen Fracht- und Laderaumausgleichsbörsen (Nr. 133)

Einsatz und Diffusion von Telekommunikation im Güterverkehr - Das Beispiel der elektronischen Fracht- und Laderaumausgleichsbörsen

Michael Berlage, Franz Büllingen

Einsatz und Diffusion von Telekommunikation im Güterverkehr - Das Beispiel der elektronischen Fracht- und Laderaumausgleichsbörsen
Nr. 133 / September 1994

Zusammenfassung

Die Erwartungen an die Telekommunikation als "Problemlöser" im Güterverkehr sind hoch: Ihr Einsatz soll den Informationsaustausch zwischen den Marktteilnehmern verbessern, Kooperationen der Akteure unterstützen, die Integration der Transportketten vorantreiben und zu einer Reduktion des hohen Leerfahrtenanteils im Straßengüterverkehr beitragen. Das im Rahmen dieser Analyse untersuchte Beispiel telekommunikationsbasierter "Fracht- und Laderaumausgleichsysteme" läßt hingegen auf eine bisher eher verhaltene Nutzung und eine geringe Marktdurchdringung schließen. Die tatsächliche Entwicklung auf den Märkten läuft offenbar den hohen Erwartungen an den Einsatz von Telekommunikation zuwider. In der vorliegenden Studie wird daher der zentralen Fragestellung nachgegangen, welche kritischen Erfolgsfaktoren die Nutzung, Adoption und Diffusion von Mehrwertdiensten im Güterverkehrssektor beeinflussen.

Unsere Analyse zeigt, daß Fracht- und Laderaumausgleichssysteme lediglich einen bestimmten Teil des Marktprozesses unterstützen und nur unter bestimmten Bedingungen zu sinkenden Transaktionskosten und höherer Markttransparenz führen. Die produktivitätssteigernden Wirkungen auf einzelbetrieblicher Ebene sind demnach begrenzt. Der praktischen Umsetzung von Rationalisierungspotentialen durch Mehrwertdienste steht eine Reihe von Problemen entgegen, die vor allem in Akzeptanzproblemen, der Verteilung von Rationalisierungsgewinnen und im noch wenig verbreiteten Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien zu finden sind. Weitere kritische Faktoren sind in den unerwünschten Folgen vermehrter Markttransparenz, im Überangebot an Transportkapazitäten, in der Anonymität elektronischer Kooperationssysteme sowie der abnehmenden Nachfrage nach standardisierten Transportdienstleistungen zu sehen.

Die derzeitige Entwicklung im Güterverkehrssektor läuft jedoch auf einen grundlegenden strukturellen Wandel hinaus, der die Marktchancen für bestimmte Nutzungsformen von Fracht- und Laderaumausgleichssystemen in einem neuen Licht erscheinen läßt.

Unsere Hypothese, daß Maßnahmen zur betrieblichen Effizienzsteigerung nicht automatisch zu einer Steigerung der Gesamtrationalität des Verkehrswesens, also auch zur Verkehrsvermeidung beitragen, wurde weitgehend bestätigt. Der eigenständige "Problemlösungscharakter" der Telekommunikation wird eindeutig überschätzt. Der Einsatz der Telekommunikation kann nur dann die erhofften Wirkungen entfalten, wenn die Rahmenbedingungen und ein Wandel des organisatorischen Umfeldes solche Wirkungen vorbereiten und unterstützen.