Die Entwicklung des Seniorenmarktes und seine Bedeutung für den Telekommunikationssektor (Nr. 167) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Die Entwicklung des Seniorenmarktes und seine Bedeutung für den Telekommunikationssektor (Nr. 167)

Die Entwicklung des Seniorenmarktes und seine Bedeutung für den Telekommunikationssektor

Franz Büllingen unter Mitarbeit von Frank Stöckler

Die Entwicklung des Seniorenmarktes und seine Bedeutung für den Telekommunikationssektor
Nr. 176 / November 1996

Zusammenfassung

Das Ortsnetz gilt als das letzte und größte Bollwerk des Monopols im Telekommunikationsbereich. Wettbewerb im Ortsnetz hat sich zwar in mehreren Staaten der USA schon seit einigen Jahren angekündigt, kommt aber erst mit Verabschiedung des amerikanischen Telekommunikationsgesetzes von 1996 richtig in Bewegung. Das neue Gesetz beseitigt Marktzutrittsbeschränkungen und stellt neuen Konkurrenten der bislang dominanten Ortsnetzgesellschaften (der ILECs) erhebliche Wettbewerbshilfen zur Verfügung. Darunter ragen die Verpflichtung der ILECs zum Angebot entbündelter Netzbestandteile und zur Einräumung von Großhandelsrabatten für den Wiederverkauf aller Endnutzerdienste heraus. Dadurch können neue Wettbewerber praktisch sofort flächendeckend alle Ortsnetzdienste anbieten. Sie haben darüber hinaus ein Recht auf Zusammenschaltung mit den ILECs, diskriminierungsfreien Zugang zu Wegerechten und auf Nummernportabilität. Den großen ILECs wird im übrigen der langersehnte Marktzutritt im Fernnetzbereich in ihren Regionen nur gestattet, wenn sie nachweisen können, daß dort bereits Ortsnetzwettbewerb stattfindet.

Obwohl den neuen Wettbewerbern und den ILECs grundsätzlich freisteht, sich ohne weitere Regulierungseingriffe vertraglich über die Modalitäten ihrer Zusammenarbeit zu einigen, stehen die Regulierer immer als Schiedsrichter im Hintergrund, wodurch zumindest kurzfristig die Regulierung des amerikanischen Telekommunikationssektors erheblich zunimmt. Hinzu kommt, daß demnächst die überkommenen Quersubventionen in eine neue Universaldienstpolitik eingebracht werden und daß eine Access Charge Reform bevorsteht.

Für den Ortsnetzwettbewerb stehen mit den Fernnetzgesellschaften (AT&T, MCI und Sprint), den Mobilfunk- und Kabelfernsehgesellschaften, den EVUs und den ILECs (außerhalb ihrer Regionen) eine Reihe großer, sachverständiger und finanzkräftiger neuer Wettbewerber bereit, die alle bereits zum geschalteten Ortsnetz komplementäre Netze unterhalten. Hinzu kommen noch kleine, aber schnell wachsende Competitive Access Providers (CAPs), die über breitbandige Glasfaserringe in Geschäftszentren und Verdichtungsräumen verfügen. Wie an Beispielen gezeigt wird, sind all diese Unternehmen bereits aktiv im Ortsnetzwettbewerb tätig und haben teilweise große Pläne in diesem Marktbereich. Dabei kommt es schon jetzt zu Unternehmensaufkäufen, Fusionen und strategische Allianzen, die die Zahl der neuen Wettbewerber reduzieren. Dennoch bleiben genügend übrig, um den bestehenden Ortsnetzgesellschaften das Leben schwer zu machen und den Endnutzern ein verbessertes Angebot zu versprechen.

Obwohl die neue amerikanische Ortsnetzpolitik kompliziert und bürokratisch ist, sind viele ihrer Bestandteile richtungweisend. Man darf mit Spannung abwarten, wie sich die institutionellen Neuerungen, wie zum Beispiel die entbündelten Netzbestandteile, bewähren und in welchem Maße es den neuen Wettbewerbern gelingt, das Ortsnetz zu erobern.