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Beschäftigungseffekte neuer TK-Infrastrukturen und -Dienste (Nr. 191)

Beschäftigungseffekte neuer TK-Infrastrukturen und -Dienste

Alfons Keuter

Beschäftigungseffekte neuer TK-Infrastrukturen und -Dienste
Nr. 191 / Januar 1999

Zusammenfassung

An der Schwelle zum 21. Jahrhundert geht die Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft in die Informationsgesellschaft über. In Deutschland haben sich durch die Digitalisierung der TK-Netze sowie den durch die Liberalisierung des TK-Sektors in Gang gebrachten Schub für den Ausbau der Netzkapazitäten und darauf basierender TK-Dienste die Quantität und die Qualität des TK-Einsatzes bereits nachhaltig gewandelt. Vor dem Hintergrund der unbefriedigenden Arbeitsmarktlage mit über 4 Millionen Arbeitslosen bekommen die Beschäftigungsaspekte dieses Umbaus zur "Informationsgesellschaft" ein immer größeres Gewicht. Im Zentrum des Interesses steht die Frage, wie in den verschiedenen Sektoren Aufbau und Einsatz neuer TK-Infrastrukturen und -Dienste in quantitativer und qualitativer Hinsicht auf den Einsatz des Faktors Arbeit wirken? Die vorliegende, auf die deutsche Volkswirtschaft fokussierende und nach Wirtschaftsbereichen unterscheidende Analyse zeigt, daß die Strukturwandel beschleunigende Wirkung der Entwicklung sowohl mit einem Auf- als auch mit einem Abbau von Arbeitsplätzen einhergeht.

In allen Wirtschaftsbereichen werden bisher physisch erbrachte Produktionsschritte produktivitätssteigernd in digitale Informationsströme transformiert. War davon zunächst primär die Verarbeitende Industrie betroffen, so konzentriert sich der Prozeß nunmehr sehr stark auf Dienstleistungsbereiche wie Handel, Banken, Medien (Produktion von Text, Musik, Video, etc.) und öffentliche Verwaltung. Ebenso gewinnen die informationsintensiven Tätigkeiten wie Planung, Beratung, Kunden- bzw. Bürgerbetreuung stark an Bedeutung. Durch die immer schnellere Bereitstellung, Verarbeitung und Verbreitung von Informationen wirken die neuen Technologien transaktionskostensenkend. Die Zunahme der IuK-gestützten Dienstleistungstätigkeiten wird daher begleitet von einer immer häufigeren Auslagerung der Dienste und einer Verstärkung des z.T. ins Ausland führenden Outsourcing-Trends der Dienstleistungsproduktion.

Aus der Entwicklung zur Informationsgesellschaft kann zwar auf ein steigendes Dienstleistungsvolumen geschlossen werden, jedoch ist dieses nicht automatisch mit einer Beschäftigungsexpansion gleichzusetzen. Häufig handelt es sich dabei um einen Ersatz bisheriger industrieller Tätigkeiten bzw. im Industriesektor erbrachter Dienstleistungen. Erst wenn die mit dem Wachstum der Dienstleistungsproduktion verbundenen Beschäftigungszuwächse netto, d.h. nach Abzug der durch den technischen Fortschritt weggefallenen sowie der per IuK-gestütztem Outsourcing ins Ausland verlagerten Arbeitsplätze zu Mehrbeschäftigung führen, kann von der Entwicklung als Hoffnung für den deutschen Arbeitsmarkt gesprochen werden. Nach dem Ergebnis unserer Studie läßt sich dies bei den beobachteten und geschätzten Quantitäten nicht generell, zumindest nicht in der kurzen Frist, für den deutschen Arbeitsmarkt annehmen. Zudem erweist sich für das Entstehen neuer Arbeitsplätze zunehmend die Qualifikation des Arbeitskräftepotentials als hinderlich. Durch die Arbeitskräftenachfrage der neuen TK-Anbieter sowie der auf den Einsatz neuer IuK-Technologien umstellenden Wirtschaft ist es zu einem Fachkräftemangel gekommen. Auch für die längere Frist verbleiben daher Zweifel an einem positiven Beschäftigungssaldo.