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Stand der Backbone-Infrastruktur in Deutschland – Eine Markt- und Wettbewerbsanalyse (Nr. 265)

Neuer Diskus: Stand der Backbone-Infrastruktur in Deutschland – Eine Markt- und Wettbewerbsanalyse

Ralf G. Schäfer, Andrej Schöbel

Stand der Backbone-Infrastruktur in Deutschland – Eine Markt- und Wettbewerbsanalyse
Nr. 265 / Juli 2005

Zusammenfassung

Die Studie fokussiert auf Glasfaser basierte Übertragungsinfrastruktur auf Weitverkehrsstrecken in Deutschland, d.h. Trassen jenseits örtlicher, lokaler Verteilnetze. Diese Backbone-Infrastruktur wird in den Vermarktungsstufen Leerrohrkapazitäten, dark fiber, managed fiber, Wellenlängen und Mietleitungen angeboten. Unbeschaltete Glasfaserinfrastruktur (dark fiber, managed fiber) bzw. Leerrohrkapazitäten stellen essentielle Vorleistungen für alle auf Datenübertragung basierenden Dienste dar und bilden den Schwerpunkt der Studie.

Auf der nationalen Ebene sind weniger als 20 Anbieter aktiv (Gasnetzbetreiber, nationale TK-Carrier, Energieversorgungsunternehmen). Eine größere Anzahl an Anbietern findet man auf der regionalen Ebene (Stadtwerke und City Carrier), welche für den Backbone-Markt aufgrund des geografisch beschränkten Fokus von geringerer Bedeutung sind. Anbieter stellen dem Markt die Nutzung ihrer Infrastruktur in Form von langfristigen Nutzungsrechten zur Verfügung. Die Nachfrage wird durch zahlreiche, unterschiedliche Carrier (Festnetz, Mobilfunk, ISP, Kabelnetz) dominiert. Aus dem Endkundenbereich treten Großunternehmen und Wissenschaftseinrichtungen als Nachfrager auf, deren Bedeutung für die gesamte Nachfrage jedoch noch gering ist.

Die Wettbewerbsintensität im Markt für unbeschaltete Glasfaserinfrastruktur fällt regional sehr unterschiedlich aus. Innerhalb von Ballungsräumen bzw. entlang der dazwischen liegenden „Rennstrecken“ herrscht bei intensiver Nachfrage tendenziell starker Wettbewerb mit hohen Überkapazitäten. Die Intensität von Angebot und Nachfrage verringert sich hin zu den Strecken in die kleineren Mittelzentren und weiter in die ländlichen Räume. In ländlichen Regionen abseits von Leitungstrassen kommt es trotz punktueller, allerdings geringer Nachfrage mitunter zu Angebotslücken. Wir schätzen den Anteil dieser „weißen Flecken“ auf 10% bis 20% der Bundesfläche. Die Zahl der POI und ZISP-Übergabepunkte innerhalb der „weißen Flecken“ liegt nach unserer Einschätzung bei unter 10%.

Der Netzausbau wird heute bei den EVU vorwiegend durch den Eigenbedarf an Kommunikationsinfrastruktur getrieben. Bei den Gasnetzbetreibern und Carriern erfolgt der Ausbau streng nachfrageorientiert. Nachfrageseitig liegt allerdings nur noch punktuell Bedarf nach dark fiber vor. Daher erscheint selbst mittelfristig ein Ausbau von Backbone- Infrastruktur in allen Regionen als unwahrscheinlich.

Bei einer aggregierten Betrachtung über alle Regionen sind keine wesentlichen Marktungleichgewichte vorzufinden, d.h. da wo ausreichend Nachfrage nach unbeschalteter Glasfaserinfrastruktur auftaucht, kann sie in der Regel auch bedient werden. Eine proaktive Erschließung von „weißen Flecken“ ist kurz- bis mittelfristig nicht zu erwarten. Wachstumsimpulse für einen weiteren, generellen Ausbau von Backbone-Infrastruktur gehen eher mittelfristig von einem Anstieg der Breitbandpenetration aus. Insgesamt stellt die Verfügbarkeit von unbeschalteter Glasfaserinfrastruktur im Backbone-Bereich aus Sicht der Marktteilnehmer derzeit keinen kritischen Engpass dar.

Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.