Neuere Theoriebeiträge zur Netzökonomie: Zweiseitige Märkte und On-net/Off-net-Tariffdifferenzierung (Nr. 278) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Neuere Theoriebeiträge zur Netzökonomie: Zweiseitige Märkte und On-net/Off-net-Tariffdifferenzierung (Nr. 278)

Neuer Diskus: Neuere Theoriebeiträge zur Netzökonomie: Zweiseitige Märkte und On-net/Off-net-Tariffdifferenzierung

Alexander Kohlstedt

Neuere Theoriebeiträge zur Netzökonomie: Zweiseitige Märkte und On-net/Off-net-Tariffdifferenzierung

Nr. 278 / August 2006

Zusammenfassung

Die Höhe der Terminierungsentgelte im Mobilfunk ist ein regulatorisches Dauerthema. Die mangelnde Kostenorientierung der Entgelte und die unterschiedliche Höhe bei der Terminierung zwischen Mobilfunknetzen einerseits und bei Anrufen vom Festnetz in Mobilfunknetze andererseits sind regelmäßig Gegenstand theoretischer wie wirtschaftspolitischer Diskussionen.

In der vorliegenden Studie wird der Frage nachgegangen, ob die ökonomischen Strukturen und Charakteristika des Mobilfunksektors und besonders der Terminierungsmärkte eine Regulierung der Terminierungsentgelte rechtfertigen. Die Beantwortung dieser Frage erfolgt anhand der Analyse und Berücksichtigung neuerer Theoriebeiträge der Netzökonomie zur Vorleistungs- und Endkundenregulierung.

Besonders die Theorie der „two-sided markets“ wird im Zusammenhang mit Terminierungsentgelten ausführlich analysiert, da mobile Terminierungsmärkte ein typisches Beispiel mehrseitiger Märkte sind. Ausgangspunkt der Analyse von two-sided markets ist die Existenz indirekter Netzwerkeffekte und nicht-neutraler Preisstrukturen auf Marktplätzen. Solche Netzwerkexternalitäten können bei isolierter Betrachtung der beiden Marktseiten zu Missinterpretationen führen. Daher muss die Bewertung wettbewerbspolitischer Fragestellungen auf two-sided markets teilweise eine andere sein als auf Märkten ohne Netzwerkeffekte. Im Rahmen der Analyse stellt sich auch die Frage, ob die Zahlungspflicht unter dem Calling Party Pays Abrechnungssystem der tatsächlichen Nutzenallokation bei Telefongesprächen entspricht, insbesondere bei Berücksichtigung positiver Anrufexternalitäten.

Eine (regulatorisch induzierte) Änderung der Höhe der Terminierungs-entgelte hat auch Einfluss auf andere Teilmärkte. Für die Einschätzung dieses Einflusses ist der Wasserbetteffekt von Bedeutung. Dieser besagt, dass sich Änderungen in der Höhe mobiler Terminierungs-entgelte auf die Preise anderer Mobilfunkdienste auswirken, z.B. auf Gesprächsgebühren oder Endgerätepreise. Wirksamkeit und Mechanismus des Wasserbetteffekts werden in der Studie eingehend untersucht.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Differenzierung zwischen on-net und off-net Tarifen und deren Nutzung als Wettbewerbsinstrument im Mobilfunkmarkt. Die verbreitete wettbewerbspolitische Bewertung dieses Preisinstruments und seine Eignung für große bzw. kleinere Netzbetreiber werden vor dem Hintergrund neuerer Analysen in Frage gestellt.

Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.