Incumbents und ihre Preisstrategien im Telefondienst – ein internationaler Vergleich (Nr. 275) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Incumbents und ihre Preisstrategien im Telefondienst – ein internationaler Vergleich (Nr. 275)

Neuer Diskus: Incumbents und ihre Preisstrategien im Telefondienst – ein internationaler Vergleich

Ralf G. Schäfer, Andrej Schöbel

Incumbents und ihre Preisstrategien im Telefondienst – ein internationaler Vergleich

Nr. 275 / Juni 2006

Zusammenfassung

Die Preispolitik von Incumbents hat im Zuge der Liberalisierung und der damit induzierten Wettbewerbsentwicklung in den nationalen und globalen TK-Märkten einen erheblichen Wandel durchlaufen. Das Modell eines einzigen, Zeittakt-basierten Standardtarifs für Festnetz-Sprachtelefonie gehört bereits seit längerer Zeit der Vergangenheit an. Das Produktportfolio eines Carriers in diesem Dienstesegment umfasst heute vielmehr zusätzlich eine Reihe optionaler Angebote, die auf unterschiedliche Zielgruppen ausgerichtet sind. Die vorliegende Studie nimmt diese Entwicklungen auf und zielt darauf ab, sowohl aus unternehmensstrategischer als auch aus regulatorischer Sicht die derzeit im TK-Markt vorzufindenden Preismodelle und Preisstrategien einer vertieften Analyse zu unterziehen. Die Studie fokussiert sich inhaltlich auf Preisstrategien für den (Massenmarkt-) Sprachtelefondienst von Incumbents unter Berücksichtigung von Bündelungen mit Leistungen anderer Produktsparten wie Mobilfunk und Internet.

Mit Blick auf Sprachtelefonie lassen sich im Wesentlichen drei Arten von Optionsangeboten bei Incumbents unterscheiden: Optionstarife im Kerngeschäft Festnetz-Sprachtelefonie, Bündelangebote aus Sprachtelefoniediensten und Leistungen wie Mobilfunk-, Internet- oder TV-/Videodienste („Triple Play“) sowie Angebote für Sprachtelefonie mittels VoIP. Optionstarife für Festnetz-Sprachtelefonie stellen überwiegend Zweistufentarife dar. Die nutzungsabhängige Tarifkomponente bietet gegenüber der Standardtarifierung eine Preisreduktion bei den Verbindungsentgelten. Daneben sind in noch geringer Anzahl auch Zweistufentarife mit (teil-) pauschalisierter Tarifkomponente zu beobachten. Bei den VoIP-Tarifen der Incumbents zeigt sich ein wesentlich deutlicherer Trend hin zu Flatrates und zur Aufhebung von Zeit- und Entfernungszonen.

Die Preispolitik stellt für Incumbents ein wesentliches Instrument zur Sicherung ihrer Marktposition in den nahezu gesättigten und sehr wettbewerbsintensiven nationalen Festnetzmärkten dar. Sie bildet auf der einen Seite einen Teil ihrer Abwehrstrategie im Kernmarkt Telefonie. Auf der anderen Seite fungiert die Preispolitik von Incumbents als Teil ihrer Expansionsstrategien in neue Märkte.

Aufgrund der immer noch besonderen Marktstellung von Incumbents fokussiert sich die regulatorische Bewertung von Tarifangeboten im Wesentlichen auf drei Herausforderungen: Verdrängungswettbewerb durch Niedrigpreise, Übertragung von Marktmacht sowie Diskriminierung auf der Vorleistungsebene. Ein wichtiges Instrument der regulatorischen Bewertung von Tarifangeboten stellen Preis-Kosten-Scheren dar.

Das Gesamtportfolio der Optionsangebote bei der DTAG kann im internationalen Vergleich als eher klein gewertet werden. Bündelangebote spielen im aktuellen Produktportfolio noch eine untergeordnete Rolle. Gleichwohl unterscheidet sich die Marktsituation in Deutschland mit Blick auf die Preispolitik des Incumbent nicht grundsätzlich von der in anderen Ländern. Kurz- bis mittelfristig werden die Trends Bundling, Flatisierung und Ausweitung der Wertschöpfung wesentlich die Preispolitik der DTAG und damit die regulatorischen Herausforderungen in Deutschland bestimmen.

Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.