Elektronische Zustellung: Produkte, Geschäftsmodelle und Rückwirkungen auf den Briefmarkt (Nr. 354) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Elektronische Zustellung: Produkte, Geschäftsmodelle und Rückwirkungen auf den Briefmarkt (Nr. 354)

Elektronische Zustellung: Produkte, Geschäftsmodelle und Rückwirkungen auf den Briefmarkt

Zusammenfassung

Der Versand von Nachrichten als E-Mail hat bedeutende Nachteile: die Kommunikationspartner können sich der Identität des anderen nicht völlig sicher sein, zudem ist die Übertragung unsicher. Dies hat zur Entwicklung von alternativen elektronischen Versandlösungen geführt, die auch von Briefdienstleistern angeboten werden. Bedarf nach sicherer elektronischer Kommunikation gibt es aufgrund der schnellen und günstigen Zustellung vor allem bei Rechnungsversendern. 

Die Studie identifiziert vier Geschäftsmodelle für elektronische Zustellung: elektronische Postfächer, inverse Hybridpost, qualifizierte elektronische Signaturen und branchenspezifische Lösungen. Elektronische Postfächer ermöglichen den Empfang und Versand elektronischer Nachrichten. Wesentliches Merkmal solcher Postfächer ist die sichere Identifizierung der Nutzer. Bei inverser Hybridpost scannen Dienstleister physische Sendungen ein und stellen sie elektronisch zu. Qualifizierte elektronische Signaturen ermöglichen Verschlüsselung und Signatur elektronischer Nachrichten. Branchenspezifische Lösungen sind ein Oberbegriff für Kommunikationsportale, die in einzelnen Branchen für die sichere elektronische Kommunikation zwischen z. B. Kunden/Lieferanten oder Behörden/Gerichten zur Verfügung stehen. 

In Deutschland besteht mit dem De-Mail-Gesetz seit Mai 2011 ein Rechtsrahmen für das Angebot elektronischer Postfächer. Das Gesetz macht Vorgaben u. a. zu den Akkreditierungsvoraussetzungen für De-Mail-Dienstleister, Pflicht- und Optionsbestandteilen von De-Mail-Diensten sowie der Identifizierung der Nutzer. Von De-Mail-Diensten profitieren aufgrund der Einsparungen bei Material- und Prozesskosten hauptsächlich geschäftliche und öffentliche Versender. Private Nutzer, die viele Briefe empfangen, aber nur wenige versenden, können von De-Mail finanziell kaum, wenn überhaupt, profitieren. Unsere gesamtwirtschaftliche Kosten-Nutzen-Analyse ergab, dass der Nutzen von De-Mail voraussichtlich höher sein wird als die Kosten. Es besteht jedoch hohe Unsicherheit hinsichtlich des Preises und der Implementierungskosten der De-Mail-Produkte.

Unser Beitrag diskutiert mögliche regulatorische Konsequenzen hinsichtlich der Portabilität von De-Mail-Adressen, der Zustellentgelte zwischen De-Mail-Dienstleistern sowie der internationalen Koordination von nationalen elektronischen Postfächern. Insgesamt sehen wir keinen dringenden Handlungsbedarf für den Gesetzgeber oder die Bundesnetzagentur. Wir empfehlen aber, die Marktentwicklung hinsichtlich möglicher regulatorischer Probleme genau zu beobachten. 

Die Nachfrage nach physischen Briefen wird durch De-Mail vermutlich weiter sinken. Jedoch könnte De-Mail den Wettbewerb auf dem Briefmarkt stärken, wenn De-Mail-Dienstleister den Teil ihrer Sendungsmenge, der nicht elektronisch zugestellt werden kann, an Wettbewerber der DPAG übergeben.

Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.