Marktbeobachtung in der digitalen Wirtschaft – Ein Modell zur Analyse von Online-Plattformen (Nr. 427) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Marktbeobachtung in der digitalen Wirtschaft – Ein Modell zur Analyse von Online-Plattformen (Nr. 427)

Welche Macht haben Internetplattformen? Wie ein Modell für die Analyse von Online-Plattformen im Rahmen einer Marktbeobachtung aussehen kann, zeigt der WIK Diskussionsbeitrag Nr. 427.

Zusammenfassung

Online-Plattformen haben in der digitalen Wirtschaft seit geraumer Zeit in vielen Bereichen eine wichtige Stellung eingenommen. Sie reduzieren Such- und Transaktionskosten, tragen zur Erhöhung ökonomischer Effizienz bei und können zu wesentlichen Veränderungen von Märkten sowohl in der analogen wie auch der digitalen Welt führen. Aufgrund einer Vielzahl starker ökonomischer Mechanismen wie Netzwerk- und Rückkopplungseffekte mit unterschiedlichen Auswirkungen und Interdependenzen, sind bei einigen digitalen Plattformarten wie beispielsweise Suchmaschinen, sozialen Netzwerken und Marktplätzen gewisse Monopolisierungstendenzen inhärent. Einige Online-Plattformen haben in den letzten Jahren daher eine sehr bedeutende Marktstellung eingenommen.

Vor diesem Hintergrund erscheint es angemessen und notwendig, im Rahmen einer systematischen Marktbeobachtung fortwährend Online-Plattformen zu beobachten und zu untersuchen. Dabei sollten einerseits allgemeine marktstrukturelle Erkenntnisse und andererseits die Sammlung von Informationen zur Identifizierung wettbewerblicher Schadenseffekte für den Verbraucher im Vordergrund stehen, um als Grundlage für schnellere Eingriffsmöglichkeiten der Wettbewerbs- und Regulierungsbehörden dienen zu können.

Das Data Revenue Attention Model (DRAM) als konzeptionelles Modell nimmt eine funktionale Sichtweise auf Online-Plattformen ein und soll als ein strukturierter Ansatz dienen, der eine ökonomisch-intuitive Vorgehensweise durch ein Bausteinprinzip ermöglicht. Die Idee einer Marktbeobachtung von Online-Plattformen soll mit Hilfe des DRAM auf eine eher pragmatische Weise ermöglicht werden, ohne dass die notwendige Stringenz fehlt oder wichtige Bestandteile bei der Analyse übersehen werden können. Das DRAM ist so konzipiert, dass eine Marktbeobachtung zeitnah die gezielte Analyse von Online-Plattformen mit der erforderlichen Breite und Tiefe leisten kann. Es hat jedoch nicht zum Ziel, im Sinne wettbewerbs- und regulierungsbehördlicher Anwendungszwecke (verwaltungs-) rechtliche Verfahren mit gerichtsfesten Beweisen ausstatten zu können.

In diesem Zusammenhang ergibt sich auch eine wichtige Erkenntnis im Rahmen dieses Projektes. Es ist für eine systematische und konsequente Marktbeobachtung hilfreich, wenn der Begriff und das Verständnis von Marktmacht durch Rechts- und Wirtschaftswissenschaftler sowie Informatiker interdisziplinär weiterentwickelt werden. Aufgrund einer teilweisen Vermischung der marktbeherrschenden Stellung und des möglichen Missbrauchs wurden im Rahmen dieser Studie die Unzulänglichkeiten des Konzepts der Marktmacht deutlich. Aufgrund der Besonderheiten in digitalen Märkten wäre es daher zielführend, wenn zukünftig neben der Ausrichtung auf das Verhältnis eines Unternehmens gegenüber den Konsumenten, verstärkt auf die Möglichkeiten des zu untersuchenden Plattformunternehmens fokussiert wird, die Marktbedingungen zu Lasten anderer Marktakteure zu gestalten, z.B. Verdrängungs- und Diskriminierungspotenziale.

Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.

Autoren

  • Christian Hildebrandt
  • René Arnold