Internationaler Vergleich von Forschung und Entwicklung für die Telekommunikation (Nr. 59) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Internationaler Vergleich von Forschung und Entwicklung für die Telekommunikation (Nr. 59)

Internationaler Vergleich von Forschung und Entwicklung für die Telekommunikation

Thomas Schnöring, Hariolf Grupp Internationaler Vergleich von Forschung und Entwicklung für die Telekommunikation                                                                                           Nr. 59 / Oktober 1990 Zusammenfassung Der Diskussionsbeitrag enthält das Abschlußkapitel einer umfangreichen Untersuchung "Forschung und Entwicklung für die Telekommunikation - Internationaler Vergleich mit zehn Ländern". Unterschiede in der nationalen FuE-Politik und unterschiedliche nationale Regulierungs- und Marktstrukturen haben dazu geführt, daß sich die FuE-Systeme der führenden Industriestaaten im Telekommunikationssektor stark unterscheiden. Die in der Vergangenheit relativ weitgehende Abschottung der nationalen Telekommunikationsmärkte hat zum Erhalt dieser gewachsenen Unterschiede beigetragen. Die Liberalisierung und Internationalisierung der Telekommunikationsmärkte, stark anwachsende FuE-Aufwendungen und vielfältige Zusammenschlüsse und Kooperationen von Herstellern führen inzwischen zu einem raschen Wandel der FuE-Systeme. Trotz der Liberalisierung der Märkte üben die Regierungen in allen Ländern immer noch - direkt oder indirekt - erheblichen Einfluß auf die nationalen FuE-Systeme aus, auch wenn sich die Formen der Einflußnahmen von Land zu Land wesentlich unterscheiden. Diese staatlichen Aktivitäten verzerren den internationalen Wettbewerb bei Geräten und Systemen, was sich besonders im Rahmen der Bemühungen zur Öffnung des europäischen Binnenmarktes als Problem erweist. Die Rolle der Netzträger innerhalb der FuE-Systemen variiert nach wie vor erheblich. Ihre FuE-Budgets und ihre Verbindung mit dem (oder den) Hersteller(n) unterscheiden sich gravierend, wenngleich Liberalisierung und Internationalisierung der Beschaffungs- und Absatzmärkte der Netzträger überall einen Wettbewerbsdruck auf die etablierten FuE-Kooperationen und Lieferverflechtungen auslösen. Entsprechend unterschiedlich ist die Ausgangssituation der großen Herstellerkonzerne in dem sich intensivierenden internationalen Wettbewerb, je nach ihrer gewachsenen Einbettung in die nationalen FuE-Systeme. Insgesamt gesehen normalisieren sich die Strukturen der weltwirtschaftlichen Arbeitsteilung im Telekommunikationssektor. Das interessanteste FuE-System von allen untersuchten Länder ist ohne Zweifel in Japan zu finden. Es besteht aus einer komplexen Struktur von Kooperation und Wettbewerb zwischen Netzträgern, Herstellern, Ministerien und Forschungsinstituten, die sich in anderen Ländern so nicht wiederfindet. Das System realisiert erhebliche Verbund- und Größenvorteile bei FuE und kombiniert sie mit wettbewerblichen Anreizmechanismen. Während der letzten zehn Jahre hat Japan erhebliche Ressourcen in FuE für die Telekommunikation investiert. Das Land hat ein großes Volumen internationaler Patentrechte erworben und die USA in vielen Bereichen der Telekommunikationstechnik vom ersten Platz der technologischen Entwicklung verdrängt. Die japanischen FuE-Aktivitäten für die Telekommunikation und ihr Erfolg stellen für die USA und Europa eine große Herausforderung dar.