Breitbandinfrastrukturen und die künftige Nutzung von audiovisuellen Inhalten (Nr. 429) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Breitbandinfrastrukturen und die künftige Nutzung von audiovisuellen Inhalten (Nr. 429)

Der Konsum von audiovisuellen Inhalten über das Internet steigt seit Jahren an. Wie sich der Konsum künftig entwickeln könnte und was dies für die Netzinfrastruktur in Deutschland bedeutet, untersucht der vorliegende Diskussionsbeitrag.

Zusammenfassung 

Videoinhalte über das Internet anzuschauen, wird immer populärer in Deutschland genauso wie in vielen anderen Ländern. Schon heute machen Videoinhalte die deutliche Mehrheit der Daten aus, die über das Internet transportiert werden. Man geht davon aus, dass sich der Anteil, der auf Videoinhalte entfällt, in Zukunft noch deutlich erhöhen wird. Unter diesen Voraussetzungen agiert die langfristige Netzkapazitätsplanung. Doch wie verlässlich sind die üblicherweise herangezogenen Prognosen und welche nachfrageseitigen Entwicklungen beeinflussen den Anstieg der Datenmenge insbesondere? 

Um diese Fragen zu beantworten, betrachtet der vorliegende Diskussionsbeitrag die Entwicklung der Nachfrage nach Videostreamingdiensten in Deutschland auf Basis von repräsentativen Befragungen in Deutschland aus den Jahren 2015, 2016 und 2017 sowie das verfügbare Angebot an Streamingdiensten und deren Geschäftsmodelle. Daraus werden drei mögliche Szenarien des zukünftigen Videokonsums abgeleitet. Hinsichtlich der Entwicklung der tatsächlich zu übertragenden Datenmenge werden zusätzlich Codecs und adaptive Verfahren zur Anpassung der Streamingparameter betrachtet.  

Die Ergebnisse unterstreichen erneut die deutliche Zunahme der Nutzungsintensität von Streamingdiensten in Deutschland. Dabei ist festzustellen, dass sich insbesondere die Nutzungsintensität derer erhöht, die schon (teilweise) Streamingdienste nutzen, um Videoinhalte zu schauen. Insgesamt hat sich der Anteil der Konsumenten in Deutschland, die ausschließlich im Internet zur Verfügung gestellte Inhalte schauen, von rund 12% auf rund 21% erhöht. Währenddessen bleibt der Anteil der Traditionalisten, die gar keine Streamingdienste verwenden, über die drei beobachteten Jahre recht stabil (33% in 2015 und 29% in 2017).  

Das Basisszenario geht davon aus, dass heute schon Marktsättigung erreicht ist, und schreibt die heutige Nutzungsintensität über die nächsten Jahre fort. Das Wachstumsszenario schreibt den Trend der Jahre 2015 bis 2017 fort und geht davon aus, dass sukzessive alle Videoinhalte über das Internet geschaut werden. Zusätzlich wurde ein mittleres Szenario zwischen diesen beiden Extremen definiert. Für die Abschätzung der zukünftig zu transportierenden Datenmenge für Videoinhalte wurden diese Szenarien mit der wahrscheinlichen Entwicklung der nachgefragten Auflösungen und Codecs kombiniert.  

Es zeigt sich, dass die Nutzungsintensität eine deutlich geringere Rolle für die zu transportierende Datenmenge spielt als die nachgefragte Auflösung. Solange die tatsächlich nachgefragten Auflösungen nicht sprunghaft ansteigen, sondern ihrem bisherigen Trend folgen, bestätigen unsere Szenarien die veröffentlichten Erwartungen zur Entwicklung der Datenmenge in Deutschland. Käme es an dieser Stelle zu deutlichen Veränderungen oder würden sich insbesondere Virtual Reality-Formate schneller durchsetzen als erwartet, würde die erwartete Datenmenge um ein Vielfaches übertroffen werden. 

Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.

Autoren