Der Markt für Mehrwertdienste: Ein kritischer Überblick (vergriffen) (Nr. 69) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Der Markt für Mehrwertdienste: Ein kritischer Überblick (vergriffen) (Nr. 69)

Der Markt für Mehrwertdienste: Ein kritischer Überblick (vergriffen)

Matthias Wolfgang Stoetzer

Der Markt für Mehrwertdienste: Ein kritischer Überblick
Nr. 69 / Juli 1991
(vergriffen)

Zusammenfasssung

In den letzten 20 Jahren sind eine Vielzahl neuer Telekommunikationsdienstleistungen in Erscheinung getreten, die unter dem Begriff Mehrwertdienste zusammengefaßt werden. Beispiele sind der Online-Zugriff auf Datenbanken, elektronischer Datenaustausch, elektronischer Zahlungsverkehr, Videokonferenzen u.ä. Ihnen wird eine zentrale Bedeutung für die zukünftige Entwicklung moderner Volkswirtschaften zugeschrieben. Die reklamierte dynamische Entwicklung und behauptete Relevanz führten in der Bundesrepublik im Rahmen der Postreform von 1989 zu einer vollständigen Liberalisierung dieses Bereiches, der traditionellerweise zum Teil unter einem Monopolvorbehalt der Bundespost stand. Weitgehend identische Deregulierungsbemühungen finden auf der Ebene der Europäischen Gemeinschaft statt.

Die vorliegende Arbeit gibt einen kritischen Überblick der wichtigsten Probleme im Bereich der Mehrwertdienste. Diese zeigen sich auf definitorischer Ebene in sehr unterschiedlichen Abgrenzungen und Gliederungen. Hier ist festzustellen, daß von einem relevanten Markt im ökonomischen Sinn, d.h. der Zusammenfassung von - aus der Sicht der Nachfrager - substitutiven Dienstleistungen, nicht gesprochen werden kann, sondern der Begriff Mehrwertdienste eine Vielzahl sehr heterogener Telekommunikationsdienstleistungen umfaßt. Definitionen und Segmentierungen erweisen sich zur Behandlung des Themas als notwendig, sie sind aber nicht a priori richtig oder falsch, sondern sollten aus der jeweiligen Fragestellung einer Untersuchung abgeleitet sein. Resultat der Abgrenzungsprobleme sind oft erheblich differierende Aussagen hinsichtlich der Größe dieser Märkte. Ein kritischer Überblick der vorhandenen Quellen ergibt außerdem, daß diese methodisch fast durchgehend wenig fundiert sind. Der Vergleich verschiedener empirischer Aussagen deutet darauf hin, daß die Marktvolumina und Marktwachtsumsprognosen im allgemeinen zu hoch angesetzt werden. Für die Bundesrepublik ist zu konstatieren, daß ein Strukturbruch in der säkularen Entwicklung des VAS-Marktes auf Grund der Liberalisierung des Marktes für Mehrwertdienste im Jahr 1989 aus dem vorhandenen Datenmaterial nicht ersichtlich ist. Ob dies nur auf einen Lag zurückzuführen ist, oder andere Probleme dafür verantwortlich sind, muß offenbleiben. In jedem Fall ist die Liberalisierung nur eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für die Entwicklung der VAS-Märkte.

Die definitorischen und empirischen Unsicherheiten der Märkte für Mehrwertdienste sind nur zum Teil auf die Neuheit dieser Telekommunikationsdienste zurückzuführen. Zwei Faktoren sprechen dafür, daß diese Unsicherheiten auch in den nächsten Jahren nicht verschwinden werden. Erstens sind die Auswirkungen technologischer Entwicklungen nicht abzuschätzen. Sie determinieren diese Märkte stärker, als das in anderen Dienstleistungssektoren der Fall ist. Zweitens sind die Konsumentenbedürfnisse und damit die Akzeptanz dieser Dienste und die sich daraus ergebenden Rückwirkungen für die Ausgestaltung und Entwicklung der Märkte für Mehrwertdienste in vieler Hinsicht offen.

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