Mobiles Internet - Konvergenz von Mobilfunk und Multimedia (Nr. 222) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Mobiles Internet - Konvergenz von Mobilfunk und Multimedia (Nr. 222)

Mobiles Internet - Konvergenz von Mobilfunk und Multimedia

Franz Büllingen, Peter Stamm

Mobiles Internet - Konvergenz von Mobilfunk und Multimedia
Nr. 222 / Juni 2001

Zusammenfassung

WAP, GPRS, UMTS – mit diesen und anderen Kürzeln versprechen die Mobilfunkunternehmen für die Zukunft eine völlig neue Welt des mobilen Informationszugangs und Datenaustauschs. Nicht zuletzt die enorme Entwicklung des Mobilfunks wie auch des Internet während der letzten Jahre, die alle vorangegangenen Prognosen um Längen übertrafen, ließen sehr hohe Erwartungen an eine Konvergenz des Mobilfunks mit dem multimedialen Internet entstehen. Zu einer Quantifizierung dieser Erwartungen kam es bei der Versteigerung der deutschen UMTS-Lizenzen im letzten Jahr, als die Netzbetreiber eine ungeahnt hohe Zahlungsbereitschaft offenbarten. Seither werden starke Zweifel laut, ob sich das mobile Internet tatsächlich zu einem derart lukrativen Markt entwickeln und den Netzbetreibern die erforderlichen Einkünfte bescheren wird.

Eine fundierte Analyse der zukünftigen Anwendungsfelder mobiler Datendienste zeigt zum einen, dass zahlreiche Dienste bei den privaten Anwendern einen positiven Nettonutzen erzeugen werden und dass durch die hiervon ausgehende Zahlungsbereitschaft ein gewichtiger Markt entstehen wird. Zum anderen, und dies erscheint weit bedeutender, wird es langfristig durch den M-Commerce zu einer Verflechtung des mobilen Internet mit allen Sektoren der Volkswirtschaft, insbesondere der Medienbranche, dem Handel und dem Bankensektor kommen. Es sind Substitutionen konventioneller Vertriebswege und Effizienzgewinne bei betrieblichen Abläufen zu erwarten. Prognosen, die lediglich eine Erhöhung oder Umschichtung der Kommunikationsbudgets privater und geschäftlicher Anwender betrachten, greifen daher zu kurz und zeichnen die Erlösaussichten zu negativ.

Das mobile Internet wird nicht in Form einer singulären Innovation eingeführt, sondern wird einen evolutionären Diffusionsprozess durchlaufen, der sowohl durch die zunehmende technologische Leistungsfähigkeit der Netze als auch durch die permanente Weiterentwicklung und Ausdifferenzierung von Diensten und Anwendungen gekennzeichnet ist. Aus Nachfragersicht entscheidet letztlich die Funktionalität und Attraktivität der Dienste über deren Erfolg. Die Technologie ist dabei eher sekundär.

Die involvierten Unternehmen stehen enormen Herausforderungen gegenüber. Sie müssen die Weiterentwicklung der GSM-Netze wie den Aufbau der UMTS-Netze bewältigen, neue mobile Datendienste konzipieren, Kooperationen mit den passenden Partnern innerhalb und außerhalb der TK-Branche eingehen und schließlich durch ein erfolgreiches Marketing den weitgehend neuen Markt entwickeln sowie für sich einen ausreichend großen Anteil sichern. Im Kreis von sechs künftigen Netzbetreibern und möglicherweise weiteren virtuellen Netzbetreibern wird wenig Spielraum für Ineffizienzen bleiben.

Ohne Zweifel wird dem mobilen Internet langfristig Erfolg beschieden sein. An diesem Erfolg werden vor allem jene Netzbetreiber partizipieren, denen es gelingt, sich im Wettbewerb durch ihre Geschäftsmodelle und in ihrer Funktion als Systemintegratoren zu differenzieren.