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Ein Preissystem für das Internet (Nr. 164)

Ein Preissystem für das Internet

Hans Björn Rupp

Ein Preissystem für das Internet
Nr. 164 / August 1996

Zusammenfasssung

Der Konvergenzprozeß von Telekommunikation und Computertechnologie hat die Grenzen zwischen traditionellen Fernsprechnetzen und dedizierten Datennetzen immer mehr verschwimmen lassen. Moderne volldigitale Telekommunikationsnetze, die zunehmend auf dem Prinzip der Paketvermittlung basieren, ermöglichen die Integration einer Vielzahl von Diensten in einem Netz. Ein Beispiel für ein solches paketvermittelndes Kommunikationsnetz ist das Internet, welches in den letzten Jahren eine atemberaubende Transformation vom Militär- und Forschungsnetz für einfache Textkommunikation hin zum immer mehr Nutzer und Dienste umfassenden Universalnetz erfahren hat. Die Existenz von starken Netzexternalitäten hat zu einem exponentiellen Wachstum der Zahl der an das Internet angeschlossenen Rechner geführt. Begünstigt wurde dies durch Voraussetzungen wie den subventionierten Aufbau von auf der Internet-Technologie basierenden Subnetzen für Wissenschaft und Forschung, fallende Anschlußkosten und die frühzeitige breite Verfügbarkeit guter Implementationen der entsprechenden Übermittlungsprotokolle.

Der Wachstumsprozeß hat aber auch das Allokationsproblem bezüglich der knappen Ressource Übermittlungskapazität drastisch verschärft. Der steile Anstieg der Netznutzung, verursacht nicht nur durch Teilnehmerwachstum, sondern auch durch den Einsatz neuer verhältnismäßig bandbreitenintensiver Dienste wie des "World Wide Web"-Informationssystems, führt zu erheblichen negativen externen Effekten. Bedingt durch die im Internet genutzte Paketvermittlungstechnik führt eine Netzüberlastung zu spürbaren Verzögerungen bei der Datenübertragung für alle Teilnehmer. Während herkömmliche Anwendungen wie elektronische Post oder Dateitransfers auf Schwankungen der zur Verfügung stehenden Bandbreite elastisch reagieren, wird durch solche Schwankungen der Einsatz neuer datenintensiver und zeitkritischer Anwendungen wie medizinischer Bilddatenvisualisierung, Sprachübertragung, Videokonferenzen usw. stark beeinträchtigt bzw. von vornherein vollkommen unmöglich gemacht. Klassische Tarifierungsansätze führen für ein paketvermittelndes Netz wie das Internet aber zu keiner effizienten Ressourcenallokation. Die vorliegende Studie entwirft daher nach einer Rückschau auf bisher vorgeschlagene Lösungsansätze ein mehrteiliges Preissystem, welches in einem kompetitiven Umfeld mit rivalisierenden Diensteanbietern eine effiziente Allokation von Bandbreite durch Qualitätsdifferenzierung über Prioritäten und Bandbreitengarantien ermöglicht.