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Wettbewerbliche Implikationen der On-net/Off-net Preisdifferenzierung (Nr. 329)

Neuer Diskussionsbeitrag
Wettbewerbliche Implikationen der On-net/Off-net Preisdifferenzierung

Scott Marcus, Lorenz Nett, Ulrich Stumpf, Christian Wernick

Wettbewerbliche Implikationen der On-net/Off-net Preisdifferenzierung

Nr. 329 / Dezember 2009

Zusammenfassung

Preisdiskriminierung zwischen On-net Gesprächen (bei denen der Empfänger eines Anrufs Kunde des selben Anbieters ist wie der Gesprächspartner, der das Gespräch initiiert hat) und Off-net Gesprächen (bei denen dies nicht der Fall ist) ist in Europa weit verbreitet. Diese Studie untersucht die wohlfahrtstheoretischen Implikationen der On-net/Off-net Preisdiskriminierung sowie regulatorische und politische Maßnahmen, welche angewendet werden könnten oder bereits angewendet wurden, um Wettbewerbsverzerrungen zu begegnen.

Regulatorische und politische Bedenken im Zusammenhang mit On-net/Off-net Preisdifferenzierung richten sich hauptsächlich auf den Mobilfunk. Dies hängt mit der Höhe der Terminierungsentgelte auf der Vorleistungsebene zusammen. Ein großer Anteil der Gesprächsminuten, die bei kleinen Mobilfunkanbietern initiiert werden, werden in den Netzen der großen Wettbewerber terminiert. Für jedes dieser Off-net Gespräche stellen die mobilen Terminierungsentgelte tatsächliche Kosten dar. Sie markieren eine Preisuntergrenze auf dem Endkundenmarkt, welche nicht dauerhaft unterschritten werden kann. In dem Ausmaß, in dem die Mobilfunkterminierungsentgelte die tatsächlichen inkrementellen Kosten überschreiten (wie es in Europa heute weiterhin oft der Fall ist), halten sie kleine Mobilfunkanbieter davon ab, effiziente Endkundenpreise einzuführen, welche ihnen die Möglichkeit bieten würden mit großen Wettbewerbern im Preiswettbewerb zu konkurrieren.

Es gibt zwei offensichtliche Möglichkeiten diesem Problem zu begegnen: Eine Möglichkeit wäre es, die Endkundenpreise einer direkten Kontrolle zu unterziehen. Die andere Möglichkeit wäre überhöhte Mobilfunkterminierungsentgelte zu beseitigen, da die wettbewerbsfeindliche On-net/Off-net Preisdiskriminierung kritisch von ihnen abhängt. Es besteht berechtigter Anlass zu glauben, dass eine substantielle Senkung der Mobil-terminierungsentgelte auf Höhe der tatsächlichen langfristigen inkrementellen Kosten diese Probleme nachhaltig lösen könnte. On-net/Off-net Preisdiskriminierung spielt in Ländern mit niedrigen Mobilfunkterminierungsentgelten oder mit Bill-and-Keep Regimen eine wesentlich geringere Rolle als in der Mehrheit der europäischen Mitgliedsstaaten.

Jüngst hat die Europäische Kommission eine Empfehlung veröffentlicht, welche vorsieht die Mobilfunkterminierungsentgelte auf ein Niveau von 1,5 – 3 Cent pro Minute bis zum Jahr 2012 zu senken; die ERG hat wiederum dafür geworben ein Bill-and-Keep Regime einzuführen und damit die Mobilfunkterminierungsgebühren komplett abzuschaffen. Jede dieser Aktionen dürfte die Probleme mit wettbewerbsfeindlicher On-net/Off-net Preisdiskriminierung beseitigen. Vor diesem Hintergrund sehen wir zum jetzigen Zeitpunkt keine Notwendigkeit für weitere Markteingriffe.

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