Kapazitätsmechanismen –  Internationale Erfahrungen (Nr. 406) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Kapazitätsmechanismen – Internationale Erfahrungen (Nr. 406)

Lohnen sich Investitionen in Kraftwerke noch? Die Betrachtung von Kapazitätsmecha-nismen in verschiedenen Ländern zeigt, wie international mit dem Problem des „missing money“ umgegangen wird.

Zusammenfassung

Durch den steigenden Anteil der Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien mit fluktuierender Einspeisung stellt sich in vielen Ländern bzw. Strommärkten noch stärker als zuvor die Frage, ob Energy-Only-Märkte (d.h. Märkte, in denen nur die gelieferte elektrische Arbeit vergütet wird) in der Lage sind, die richtigen Preissignale für die Investition in (Spitzenlast)kraftwerke zu generieren, oder ob dafür nicht ergänzende oder substituierende Kapazitätsmechanismen benötigt werden.

In diesem Diskussionsbeitrag werden daher verschiedene Ansätze solcher Kapazitätsmechanismen in unterschiedlichen Ländern insbesondere in Hinblick auf deren Funktionsweise beschrieben. Im Einzelnen sind dies: Kapazitätszahlungen (Irland), Kapazitätsauktionen (Großbritannien und USA, PJM (PJM ist ein Zusammenschluss mehrerer Netzbetreiber und Marktgebiete im Nordosten der USA, der ursprünglich die drei namensgebenden Bundesstaaten Pennsylvania, New Jersey und Maryland umfasste) sowie eine Kapazitätsreserve (Finnland bzw. Schweden). Welche der Optionen eingeführt wird, hängt sehr von den jeweiligen Gegebenheiten eines Landes bzw. Marktes ab. So waren für die untersuchten skandinavischen Länder fehlende Kapazitäten in den Wintermonaten ausschlaggebend. Auf dem US-amerikanischen Markt in der PJM-Region plädierten einstmals die Stromversorger für ein entsprechendes Marktdesign, da sie als verpflichtete Partei Sorge dafür zu tragen hatten, dass ausreichende Erzeugungskapazitäten zur Deckung der Spitzenlast vorhanden sein müssen. Dagegen war in Großbritannien der hohe Zuwachs an Einspeisung aus Erneuerbaren Energien und der alternde Kraftwerkspark ein maßgeblicher Grund. In Irland schließlich wurde beim Zusammenschluss des irischen und des nordirischen Marktes erkannt, dass die Versorgungssicherheit langfristig, auch wegen eines Mangels an Interkonnektoren, durch den bestehenden Energy-Only-Markt nicht in gewünschtem Maße gewährleistet werden konnte.

Die Heterogenität der Ansätze und die ausführlichen Diskussionen und Konsultationen in den einzelnen Ländern vor Einführung eines Kapazitätsmechanismus zeigen, dass in diesem Bereich keine einfachen Lösungen zu finden sind. Vielmehr hängen die Art und der Umfang eines Kapazitätsmechanismus von einer Vielzahl an Parametern ab, die sich landesspezifisch stark unterscheiden können (Erzeugungsstruktur, Netzausbau, Haftungsfragen, Finanzierung etc.).

Speziell für Europa bedeutet dies, dass die nationalen Marktdesigns z.T. stark differieren. Vor dem Hintergrund des Ziels eines einheitlichen europäischen Energiebinnenmarktes wäre es wichtig, die Märkte bzw. Marktdesigns soweit als möglich einander anzugleichen, bzw. dafür zu sorgen, dass durch verschiedene Designs keine Wettbewerbsbeschränkungen entstehen.

Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.

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