UPU-Endvergütungen und internationaler E-Commerce (Nr. 412) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

UPU-Endvergütungen und internationaler E-Commerce (Nr. 412)

Die Zustellung von E-Commerce-Sendungen aus China in Deutschland zu so genannten Endvergütungen des Weltpostvereins hat negative Effekte auf die deutsche Wirtschaft. Die Studie analysiert diese Effekte und gibt Empfehlungen zur Reform der Endvergütungen im Weltpostverein.

Zusammenfassung

Internationaler E-Commerce findet zunehmend mit asiatischen Ländern statt. Onlinehändler aus China und anderen asiatischen Ländern bieten Verbrauchern in Deutschland äußerst attraktive Konditionen sowie eine meist versandkostenfreie Zustellung an. Dies ermöglichen die sehr niedrigen Endvergütungen im System des Weltpostvereins, die China Post für den Versand von Briefen und Päckchen nach Deutschland zahlt.

Für den Transport von Waren, die in China hergestellt werden, gibt es zwei grundsätzliche Möglichkeiten: den Massenversand aus China per Fracht (mit Vertrieb in Deutschland) und den Vertrieb auf chinesischen Internetseiten mit Einzelversand per Post nach Deutschland. Bei letzterem finden Vertrieb und Lagerung, und damit mehr Wertschöpfung, in China statt. Niedrige Endvergütungen machen den Einzelversand aus China dabei wirtschaftlich. Diese Studie untersucht die Auswirkungen der niedrigen Endvergütungen auf Verbraucher, Postdienste, Handel und die Staatsfinanzen in Deutschland.

Verbraucher in Deutschland profitieren von der versandkostenfreien Lieferung durch chinesische Onlineshops.

Das niedrige Niveau der Endvergütungen ist für Deutsche Post sowie viele andere Postdienstleister in Europa nicht kostendeckend. Deutsche Post erhält für die Zustellung dieser Sendungen wesentlich geringere Preise als für vergleichbare Inlandssendungen. Chinesische Onlinehändler können also zu niedrigeren Tarifen versenden als Postkunden im Inland. Dadurch entsteht für Deutsche Post im Jahr 2016 ein Verlust in Höhe von etwa 120 Millionen Euro. In den nächsten Jahren werden weitere deutliche Zuwächse beim E-Commerce-Sendungen aus China erwartet. Andere Brief- und KEP-Unternehmen haben keinen Zugang zu niedrigen Endvergütungen. Ihnen entgeht durch die niedrigen UPU-Endvergütungen potenziell Geschäft.

Für den Handel in Deutschland ist es grundsätzlich nachteilig, dass Direktimporte aus China durch niedrige Endvergütungen begünstigt werden. Praktisch könnten deutsche Einzelhändler jedoch kaum mit den niedrigen Kosten (und geringeren Verbraucherrechten) chinesischer Händler mithalten. Sie erleiden daher keine erheblichen Einbußen.

Der deutsche Staat hat Einnahmenverluste bei Einfuhrumsatzsteuer und Zoll (in relativ geringer Höhe) wenn Waren einzeln per Post und nicht en gros per Fracht importiert werden. Ursächlich für die Verluste sind Schwellenwerte für Steuern und Zölle auf Direktimporte.

Insgesamt überwiegen die volkswirtschaftlichen Nachteile der niedrigen Endvergütungen in Deutschland. Den relativ geringen Vorteilen der Verbraucher stehen hohe Kosten bei Postunternehmen und Verluste für Staatshaushalt, Handel und Logistik gegenüber. Eine Erhöhung der Endvergütungen für E-Commerce-Sendungen im UPU-System, und ein Orientierung an den tatsächlichen Kosten der Zustellung in Deutschland ist daher dringend erforderlich.   

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