Entwicklungsstand und Perspektiven von Powerline Kommunikation (Nr. 201) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Entwicklungsstand und Perspektiven von Powerline Kommunikation (Nr. 201)

Entwicklungsstand und Perspektiven von Powerline Kommunikation

Peter Stamm

Entwicklungsstand und Perspektiven von Powerline Kommunikation
Nr. 201 / Februar 2000

Zusammenfassung

Kein Leitungsnetz ist global so verbreitet wie das Netz zur Verteilung der elektrischen Energie. Schon seit längerem wird daran gearbeitet, hochratige Daten über dieses Netz zu übertragen und so Kosten für die Neuverlegung von Kommunikationskabeln zu vermeiden. Vor allem im Local Loop sowie innerhalb von Gebäuden, wo diese Kosten besonders ins Gewicht fallen, erscheint die Powerline Communication wirtschaftlich interessant. PLC gilt daher als wichtige Technologie, den Wettbewerb auf der Ebene der Anschlussnetze zu beleben.

Dass PLC grundsätzlich technisch machbar ist, wurde in Demonstrationsanlagen und ersten Pilotversuchen bereits unter Beweis gestellt. Entscheidend ist die Realisierung zu konkurrenzfähigen Kosten. Dies scheint durch die Fortschritte in der Prozessorentechnologie durchaus möglich. Es werden daher derzeit verstärkt vor allem in Deutschland Anstrengungen unternommen, die noch bestehenden technischen und regulatorischen Probleme zu lösen. Die gravierensten Probleme betreffen die Ein- und Abstrahlung elektromagnetischer Energie, denn die Verwendung der gleichen Frequenzen innerhalb der Leiter wie in der Luft kann zu gegenseitigen Störungen führen. Als einer der ersten in Europa, hat der deutsche Gesetzgeber die Regulierung dieses Interessenkonflikts in Angriff genommen. Es wurden Störgrenzwerte festgelegt, deren Zweckmäßigkeit nun durch die anstehenden Praxistests unter Beweis gestellt werden müssen. Die Frequenzregulierung wird als andauernder Prozess gesehen, bei dem künftig verstärkt die internationale Standardisierung zum tragen kommen wird.

Gelingt es den Herstellern, PLC-Systeme innerhalb der gesetzten Kostenbenchmarks zu entwickeln, die mit den Grenzwerten konform gehen und gleichzeitig hohe Datenübertragungsraten bieten, so eröffnet sich ihnen ein weltweiter Absatzmarkt. Die größte Bereitschaft in PLC-Systeme zu investieren, besitzen derzeit die EVU. Für sie bedeutet ein Erfolg dieser Technologie eine enorme wirtschaftliche Aufwertung ihrer Netzinfrastruktur. PLC bietet eine einzigartige Plattform, nicht nur für klassische TK-Dienste, sondern auch für die Erbringung innovativer energienaher Dienstleistungen. Hierdurch werden die EVU in die Lage versetzt, neue, jedoch dicht an ihren Kernkompetenzen liegende Geschäftsfelder zu erschließen. Als potenzielle Zielgruppen für das PLC-Diensteportfolio aus TK- und energienahen Diensten werden derzeit vor allem private Haushalte mit gehobenem Bedarf, Telearbeiter, Selbstständige in Kreativberufen sowie kleine und mittelgroße Unternehmen bzw. Betriebsstätten betrachtet. Entsprechend den Standorten dieser Nutzer werden Investitionen in PLC-Systeme daher vor allem in städtischen Wohngebieten sowie im näherem Stadtumland erwartet.

Insgesamt werden die Chancen für einen wirtschaftlichen Erfolg von Powerline Communicaton als gut bewertet. Da jedoch der Ausbau der TK-Infrastruktur durch konkurrierende Übertragungstechnologien (xDSL, CATV-Modems, WLL, UMTS, Satellit etc.) weiter voranschreitet, bestehen diese guten Chancen nur für einen begrenzten Zeitraum. Innerhalb diesem müssen die Akteure aus dem TK- und Energiemarkt zielstrebig handeln.