Empirische Untersuchung der FTTB/H-Ausbauaktivität im europäischen Vergleich (Nr. 465) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Empirische Untersuchung der FTTB/H-Ausbauaktivität im europäischen Vergleich (Nr. 465)

Analysen deuten auf einen Infrastrukturwettbewerb zwischen Kabel und Glasfaser hin. Allerdings könnte Breitbandkabel als Shared Medium in Relation zu Glasfaser zukünftig an Attraktivität verlieren.

Zusammenfassung

Vor dem Hintergrund der EU-Ziele zur Digitalisierung und den sehr unterschiedlichen Entwicklungen in den Mitgliedsstaaten sind zukünftig erhebliche Anstrengungen zum Ausbau leistungsfähiger Kommunikationsnetze erforderlich. Im Rahmen einer ökonometrischen Analyse wird untersucht, welche Faktoren einen Glasfaserausbau auf Basis von FTTB/H-Anschlüssen beschleunigen und welche Parameter dieses Ziel eventuell konterkarieren könnten. Im Gegensatz zu herkömmlichen Studien, die die Änderung der Abdeckung (Coverage) als Proxy für die Investitionskosten verwenden, wird ein modellgestützter Investitionskostenindex für FTTB/H-Anschlüsse für die EU-27 entwickelt. Dieser Index berücksichtigt explizit, dass der Ausbau mit zunehmendem Abdeckungsgrad kostenintensiver wird, und ist daher deutlich realitätsnäher als bisherige Analysen.

Die Ergebnisse der quantitativen Analysen potenzieller Einflussfaktoren auf FTTB/H-Investitionen in Europa deuten auf einen starken nichtlinearen Zusammenhang zwischen Kabel (in Form von DOCSIS) und FTTB/H hin. Demnach führt der Infrastrukturwettbewerb zwischen diesen beiden Technologien zunächst zu einem beschleunigten FTTB/H-Ausbau. Ab einer DOCSIS-Abdeckung von 50 % kommt es jedoch zu einer bremsenden Wirkung von Kabel auf den FTTB/H-Ausbau. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass mit steigender DOCSIS-Abdeckung ein höheres Risiko für Glasfaserinvestitionen einhergeht, da DOCSIS grundsätzlich ebenfalls gigabitfähig ist und der durch FTTB/H adressierbare Markt somit relativ abnimmt.

Der der Analyse zugrunde gelegte Datensatz umfasst die 27 Mitgliedsstaaten der EU und einen Zeitraum von 2011 bis 2017. Die Analyse ist daher vergangenheitsbezogen. Zukünftig zu erwartende Entwicklungen deuten eher in eine andere Richtung. Es ist von einer weiterhin stark ansteigenden Nachfrage nach Übertragungsraten mit einer Tendenz in Richtung Gigabit auszugehen. Auf der Angebotsseite wird FTTB/H europaweit durch umfangreiche staatliche Fördermaßnahmen vorangetrieben. Beide Entwicklungen könnten vor dem Hintergrund der zukünftig zu erwartenden Leistungsfähigkeit der Technologien dazu führen, dass Breitbandkabel als Shared Medium in Relation zu Glasfaser eher an Attraktivität verlieren könnte. Studien zu den Kosten des FTTB/H-Ausbaus zeigen zudem, dass in rund der Hälfte der Anschlussbereiche in Deutschland Vermarktungsquoten von über 50 % für einen profitablen eigenwirtschaftlichen Glasausbau erforderlich sind. Prospektiv könnte dies zu einer Situation führen, in der in vielen Anschlussbereichen nur eine Infrastruktur verbleibt, nämlich FTTB/H.

Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.