Paketshops im Wettbewerb (Nr. 407) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Paketshops im Wettbewerb (Nr. 407)

Paketdienste bauen ihre Paketshop-Netze deutlich aus. Sie konkurrieren um Standorte und Betreiber, besonders auf dem Land. WIK hat untersucht, ob es ökonomisch sinnvoll wäre, sie zu Kooperationen zu verpflichten.

Zusammenfassung

Während der stationäre Handel stagniert, kann der Onlinehandel weiterhin mit zweistelligen Wachstumsraten glänzen. Dadurch sind nicht nur die Sendungsvolumina der Paketdienste, sondern auch die Anforderungen der Onlinehändler und Empfänger an die Paketdienste gestiegen. Sie haben ihre Paketshop-Netze in den letzten Jahren deutlich ausgebaut. Dabei konkurrieren die verschiedenen Paketdienste miteinander um zentrale Standorte und qualifizierte Paketshop-Betreiber. Vor diesem Hintergrund hat die Bundesnetzagentur 2014 in einem Impulspapier den gemeinsamen Betrieb von Annahmestellen durch mehrere Paketdienste zur Diskussion gestellt.

Dieser Diskussionsbeitrag befasst sich zunächst mit der Entwicklung des Einzelhandels und dem Status quo der Paketshop-Netze der fünf größten Paketdienste in Deutschland (DHL, Hermes, DPD, GLS und UPS). Anschließend untersucht er Beispiele von alternativ betriebenen Annahme- und Abholstationen im In- und Ausland und identifiziert typische alternative Betreibermodelle. Auf dieser Basis liefert er eine gesamtwirtschaftliche Bewertung von exklusiv betriebenen Paketshops gegenüber Kooperationslösungen, bei der die Interessen verschiedener Marktteilnehmer (Paketdienste, Paketshop-Betreiber, Empfänger und Onlinehändler) gegenübergestellt werden.

Die Studie identifiziert vier alternative Betreibermodelle: 1) Click & Collect-Lösungen, d.h. Lieferung in stationäre Einzelhandelsgeschäfte, 2) White Label Shops, d.h. unabhängige Paketshops, die Produkte mehrerer Paketdienste anbieten, 3) Paketshop-Netze in direkter Kooperation zwischen Paketdiensten sowie 4) Initiativen zur besseren Versorgung des ländlichen Raums (Infrastrukturmodell).

Wir kommen zu dem Ergebnis, dass Kooperationslösungen vor allem vorteilhaft für die Empfänger wären. Die Paketdienste zeigen bisher jedoch keinerlei Interesse an einer Zusammenarbeit. Markenimage und eigene technisch-organisatorische Lösungen stehen im Vordergrund. Denkbare regulatorische Eingriffe, um Kooperation gegen die Geschäftsinteressen der Paketdienste einzuführen, wären Zugangsverpflichtungen oder ein Verbot von Exklusivitätsverpflichtungen für Paketshop-Betreiber. Um derartige Eingriffe zu begründen, bedürfte es jedoch gewichtiger Gründe, wie den Nachweis von zum Beispiel Marktversagen oder eines erheblichen Missbrauchs von Marktmacht.

Solche Gründe sind derzeit nicht erkennbar. Im Gegenteil: Die Versorgung mit Paketshops in Deutschland ist flächendeckend, und wird seit Jahren besser. Derzeit gibt es mehr als 50.000 Standorte. Die fünf großen Paketdienste haben jeweils ein bundesweites Netz an Paketshops errichtet. Es existieren darüber hinaus neben den Paketshops Alternativen zur Zustellung und Annahme von Paketen wie Packstationen oder Paketkästen sowie Paketlieferung zum Wunschtermin. Wie im Ausland steht es auch in Deutschland interessierten Unternehmen offen, in ein eigenes Paketshop-Netz zu investieren. Somit könnten sich unabhängige White-Label-Shops künftig auch in Deutschland etablieren, wenn es dafür eine Nachfrage bei den Paketdienstleistern bzw. den Empfängern geben sollte.

Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.