Kooperative Paketinfrastruktur für nachhaltige Zustellung: Anbieterneutrale Paketstationen (Nr. 505) © Photo Credit: peshkov - stock.adobe.com

Kooperative Paketinfrastruktur für nachhaltige Zustellung: Anbieterneutrale Paketstationen (Nr. 505)

In Deutschland gab es bis vor kurzem kaum anbieterneutrale Paketstationen. Andere europäische Länder sind diesbezüglich weiter entwickelt. Der Diskussionsbeitrag untersucht die Marktbedingungen für anbieterneutrale Paketstationen in drei Ländern (Österreich, den Niederlanden, Schweden) und vergleicht diese mit dem deutschen Paketmarkt. Er identifiziert die Ursachen für die bislang geringe Präsenz neutraler Betreiber in Deutschland und diskutiert die Nachhaltigkeit dieser Lösung im Vergleich zur Haustürzustellung und proprietären Paketstationen.

Die vorliegende Studie befasst sich mit anbieterneutralen automatisierten Stationen als Zustelloption für Pakete. In Deutschland sind automatisierte Paketstationen vor allem als DHL-Packstation bekannt, anbieterneutrale Systeme sind kaum vertreten - im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern, wie Schweden und Österreich. Vor diesem Hintergrund untersucht die Studie die Gründe für die geringe Präsenz agnostischer Anbieter in Deutschland und diskutiert die Potenziale für die Reduktion von Emissionen auf der letzten Meile durch diese Zustelloption.

Grundsätzlich können Paketstationen eine emissionsarme Zustelloption auf der letzten Meile darstellen. Eine Voraussetzung dafür ist, dass Empfängerinnen und Empfänger bei der Abholung nachhaltige Verkehrsmittel nutzen, andernfalls kann diese Zustelloption mehr Emissionen verursachen als die Haustürzustellung. Die Platzierung an dezentralen Standorten in der Nähe der Adressaten oder an viel frequentierten Hotspots setzt unterschiedliche Anreize für die Abholung mit dem Auto oder zu Fuß bzw. mit dem Fahrrad. Anbieterneutrale Stationen haben im Vergleich zu proprietären Netzen den Vorteil, dass sie auch von Paketdiensten genutzt werden können, die nicht über eine entsprechende Finanzkraft für die Investitionen in eigene Stationen sowie Paketen für deren Auslastung verfügen. Dadurch wäre diese Zustelloption für einen höheren Anteil der Pakete verfügbar als rein proprietäre Netze. Anbieterneutrale Stationen können zudem in Gebieten wirtschaftlich betrieben werden, in denen ein proprietäres Netz nicht ausgelastet werden kann.

Drei Faktoren wirken hemmend auf den Erfolg anbieterneutraler Paketstationen in Deutschland: erstens die starke Position von Deutsche Post DHL für diese Zustelloption und ihr früher Markteintritt mit der DHL-Packstation. Zweitens ist die Standortfindung für neutrale Anbieter schwierig, insbesondere in der Zusammenarbeit mit Kommunen aufgrund einer Vielzahl bürokratischer Vorgaben. Drittens sind die digitalen Fähigkeiten der Deutschen und deren Bereitschaft, Innovationen zu nutzen, im internationalen Vergleich relativ gering ausgeprägt. Als Treiber wirken ein wettbewerblicher Paketmarkt mit vielen Akteuren ohne eigene Paketstationen sowie die Zusammenarbeit von Stationsbetreibern und Onlinehandel, um die Option in die Onlineshops zu integrieren.

Anbieterneutrale Paketstationen sind eine Chance für Paketdienste ohne eigene Stationsnetze, die Emissionen auf der letzten Meile zu reduzieren. Um die Nachhaltigkeitspotenziale dieser Option besser zu nutzen, könnte der Rechtsrahmen für Genehmigungen auf kommunaler Ebene überprüft und Genehmigungsprozesse effizienter gestaltet werden. Dem teilweise geringem Wissensstand über das Konzept anbieterneutraler Stationen für die Paketzustellung sowie den Vor- und Nachteilen aus kommunaler Sicht könnte mit Maßnahmen zum Wissenstransfer begegnet werden. Ein ausführlicheres Monitoring der Entwicklungen durch die Bundesnetzagentur, das sich an der Praxis von Regulierungsbehörden etwa aus Schweden oder den Niederlanden orientiert, trüge zu einer verbesserten Markttransparenz bei.