Der Diskussionsbeitrag entwickelt quantitative Einschätzungen zur Briefmenge bis zum Jahr 2035 mit dem Ziel, Auswirkungen auf den Universaldienst und mögliche Anpassungen seiner Anforderungen zu diskutieren. Methodisch wurden dazu bestehende Prognosen und wissenschaftliche Literatur ausgewertet. Darauf aufbauend wurde ein parametrisches, Excel-basiertes Modell für den deutschen Briefmarkt erstellt, das konjunkturelle Einflüsse, Preiseffekte und digitale Substitution berücksichtigt. Die Annahmen wurden in Gesprächen mit Marktteilnehmern und der Bundesnetzagentur verifiziert.
Das Modell prognostiziert die inländische Briefmenge (ohne Warensendungen, Zeitungen und Zeitschriften) bis 2035 ausgehend vom Basisjahr 2023 und gewählten Einflussparametern unter Berücksichtigung von zwei Szenarien: Im „schnellen“ Szenario sinken die Mengen bis 2035 um etwa 70 % gegenüber 2023, im „langsamen“ um etwa 50 %. Die regionale Verteilung zeigt große Unterschiede: Zwischen Stadt- und Flächenstaaten besteht eine starke Spreizung der wöchentlich zugestellten Briefe pro km². Je nach Szenario erwarten wir, dass im Jahr 2030 auf einer Fläche von 88% bis 91% des Bundesgebiets weniger Briefe pro Quadratkilometer als im Bundesdurchschnitt des Jahres 2023 zugestellt werden.
Bleiben die Laufzeitvorgaben bei E+3/E+4 konstant, müsste die wöchentliche Zustellhäufigkeit 2030 für konstante Durchschnittskosten auf 3,3 Tage (langsames Szenario) bzw. 2,6 Tage (schnelles Szenario) sinken – unter der Annahme, dass es keine Verbundzustellung und nur Inlandsbriefe gibt. 2035 wäre eine weitere Reduktion erforderlich, was mit den aktuellen Laufzeitzielen nicht mehr vereinbar wäre. Um sie beizubehalten, müssten Preise real steigen. In der Praxis stellt die Deutsche Post Briefe jedoch im Verbund mit Paketen, Warensendungen und internationalen Sendungen zu. Durch diese Verbundzustellung und die Einführung der A/B-Zustellung kann sie den Kostenanstieg begrenzen und damit den Druck verringern, Laufzeitvorgaben anzupassen.