Working Paper Nr. 4: Kosten von Netzen sehr hoher Kapazität und geografische Heterogenität – eine statistische Auswertung für Deutschland © Photo Credit: your123 - stock.adobe.com

Working Paper Nr. 4: Kosten von Netzen sehr hoher Kapazität und geografische Heterogenität – eine statistische Auswertung für Deutschland

Auf Basis von öffentlich verfügbarer Daten stellen wir ein statistisches Modell auf, mit dem 95% der geografischen Kostenunterschiede für glasfaserbasierte Anschlussnetze erklärt werden können.

In dieser Studie werden die regionalen Kostenunterschiede von glasfaserbasierten Zugangsnetzen analysiert. Auf Basis von berechneten Investitionswerten für Netze sehr hoher Kapazität (Very High Capacity Network (VHCN)) für ganz Deutschland zeigen wir, dass die international standardisierten Klassifizierungskriterien von EUROSTAT und BBSR nach städtisch/ländlich einen großen Teil der geografischen Kostenunterschiede glasfaserbasierter Zugangsnetze nicht hinreichend erklären. Um regionale Unterschiede bei VHCN-Investitionen besser erklären bzw. identifizieren zu können, greifen wir auf räumliche Regressionsmodelle zurück, mit denen auf Basis öffentlich verfügbarer Daten alternative Einflussfaktoren identifiziert werden können. Wir zeigen, dass durch eine überschaubare Anzahl geografischer Faktoren 95% der Unterschiede des Glasfaserinvestitionsbedarfs erklärt werden können. Hierbei sind die relevantesten Einflussfaktoren: (1) die Größe der Nachfrage (modelliert als Anzahl der Anschlussleitungen), (2) die straßenbasierte Haushaltsdichte (definiert als Anzahl der Haushalte pro Straßenkilometer in bebauten Gebieten), (3) das Streuungsmaß (approximiert durch die Hauptstraßenlänge pro bebauter Fläche) und (4) der Urbanisierungsgrad (gemessen durch den Anteil der bebauten Fläche an der Gesamtfläche). Diese Ergebnisse sind auf verschiedenen Ebenen der räumlichen Aggregation (z. B. von Anschlussbereichen bis zur NUTS-3-Ebene) und ebenfalls nach Berücksichtigung von räumlich bedingten Nachbarschaftseffekten konsistent. Somit ist das Modell in der Lage, nicht nur die Kosten genauer zu schätzen, sondern sie auch für die Gebiete zu ermitteln, für die die Ressourcen zugewiesen werden müssen. Aus Sicht der öffentlichen Hand ist die ordnungsgemäße Identifizierung von Gebieten, in denen ein eigenwirtschaftlicher Ausbau unwahrscheinlich ist, unerlässlich, um eine Vergrößerung der digitalen Kluft zu verhindern, ohne dabei öffentliche Mittel zu verschwenden.

(Eine frühere Version dieses Papiers wurde auf der 23. ITS Biennial Conference, Online Conference / Göteborg, Schweden, 21. bis 23. Juni 2021 vorgestellt. Das Konferenzpapier finden Sie hier)