Der passive Zugang zur entbündelten Glasfaser-TAL bietet Vorleistungsnachfragern im Gegensatz zu aktiven Vorleistungsprodukten die Chance, eigene Produkte mit individuellen Charakteristika zu entwickeln. Die Erfahrungen aus der Schweiz und Frankreich, wo passive Zugänge in deutlich größerem Umfang als aktive Vorleistungsprodukte nachgefragt werden, zeigen, dass dies zu einer größeren Produktvielfalt und deutlich geringeren Preisaufschlägen für Produkte mit hohen und sehr hohen Bandbreiten führt. Dies hat dazu beigetragen, dass in beiden Ländern die Take-Up Raten auf den FTTH-Netzen sehr hoch sind und zugleich in großem Umfang Gigabitprodukte nachgefragt werden.
Wesentlich für den Erfolg des Entbündelungsmodells ist neben der Höhe der Zugangsentgelte die Anzahl und Ausgestaltung der Übergabepunkte. Ausschlaggebend ist, dass je Übergabepunkt eine hinreichende Zahl an Teilnehmern erreichbar ist, so dass sich die Anbindung der Standorte und der Aufbau des eigenen aktiven Equipments für den Vorleistungsnachfrager amortisieren können.
Um den Anforderungen der unterschiedlichen Betreibertypen und Geschäftsmodelle auf Anbieter- und Nachfrageseite Rechnung zu tragen, sollten verschiedene Abrechnungsmodelle für den passiven Zugang angeboten werden, die dem investiven Risiko der ausbauenden Unternehmen Rechnung tragen.
Revenue-Sharing Modelle stellen eine Option zur Preisgestaltung dar, über die sichergestellt werden kann, dass Vorleistungsanbieter auch bei einem Verzicht auf bandbreitenabhängige Bepreisung von möglichen steigenden Umsätzen je Teilnehmer profitieren.
Zusammengenommen bietet sich die Möglichkeit, über den entbündelten Zugang zur Glasfaser-TAL ein Marktmodell zu schaffen, dass sich durch eine große Angebotsvielfalt bei einem effizienten Einsatz investiver Mittel auszeichnet und das Potential bietet, den Weg hin zu einer Gigabitgesellschaft in Deutschland deutlich zu beschleunigen.

Die Potentiale des entbündelten Zugangs zur Glasfaser TAL
Studie von WIK-Consult für 1&1 Versatel
Der Glasfaserausbau hat in Deutschland in jüngster Zeit stark an Dynamik gewonnen. Gleichwohl ist außerhalb der dicht besiedelten Gebiete kein Ausbau paralleler Glasfasernetze zu erwarten. Dem Wettbewerb über Vorleistungsprodukte kommt damit auch in der FTTH-Welt überragende Bedeutung zu. Sein Potential wird in vollem Umfang ausgeschöpft, wenn sich ein Marktmodell entwickelt, das auf aktiven und passiven Vorleistungsangeboten aufsetzt.