Scope 3-Emissionen in der Telekommunikationsbranche (Nr. 544) © Photo Credit: Marina Dubin - stock.adobe.com

Scope 3-Emissionen in der Telekommunikationsbranche (Nr. 544)

Wie wird methodisch vorgegangen und was sind die wesentlichen Emissionsquellen?

Die Studie zeigt, dass Scope-3-Emissionen den größten Anteil der Gesamtemissionen im Telekommunikationssektor ausmachen. Diese entfallen insbesondere auf eingekaufte Güter und Dienstleistungen, Kapitalgüter und die Nutzung verkaufter Produkte. Unternehmensübergreifend bestehen deutliche Unterschiede im methodischen Vorgehen und dem Detailgrad der Erhebung.

Die Erfassung und Berechnung von indirekten Treibhausgasemissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette (Scope 3-Emissionen) stellt Telekommunikationsunternehmen in der Praxis der Berichterstattung vor besondere Herausforderungen. Die Studie untersucht, wie TK-Anbieter ihre Scope-3-Emissionen entlang ihrer vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsketten erfassen. Dabei wurden die Nachhaltigkeitsberichte von 16 europäischen, börsennotierten TK-Anbietern ausgewertet und Expertengespräche mit 15 Vertretern von Telekommunikationsanbietern, Verbänden und Stadtwerken in Deutschland geführt.

Scope 3 machen in der TK-Branche den größten Anteil an den Gesamtemissionen aus, insbesondere solche Emissionen, die im Zusammenhang mit eingekauften Gütern und Dienstleistungen und Kapitalgütern sowie bei der Nutzung der verkauften Produkte durch gewerbliche und private Endkunden entstehen. Diese drei Scope 3-Kategorien dominieren bei allen betrachteten europäischen und deutschen Anbietern und zeigen, dass die zentralen Emissionstreiber branchenweit vergleichbar sind.

Gleichzeitig zeigt die Untersuchung, dass die Erfassung von Scope 3 aufgrund der Komplexität, kleinteiliger Strukturen und Prozesse sowie begrenzter Datenverfügbarkeit ungenau und mit Unsicherheiten behaftet ist. Hinzu kommt, dass die verschiedenen möglichen Reportingansätze z.T. stark voneinander abweichende Ergebnisse generieren. Die meisten Unternehmen haben in den letzten Jahren ihr Reporting deutlich ausgeweitet, sowohl was die umfassten Kategorien als auch die Detailtiefe innerhalb der Kategorien angeht. Im Ergebnis haben diese beiden Aspekte zur Folge, dass eine Vergleichbarkeit sowohl im Zeitablauf auf Unternehmensebene als auch zwischen den berichtenden Unternehmen nur eingeschränkt möglich ist. 

Branchenweite Best Practices werden bislang nur punktuell umgesetzt. Die Entwicklung gemeinsamer Ansätze hängt dabei auch von der Größe der TK-Anbieter ab. Während kleinere Unternehmen vor allem in projektbasierten Verbandsformaten kooperieren, entwickeln größere multinational tätige Anbieter in internationalen Initiativen gemeinsame Standards weiter. 

Insgesamt verfügen größere Unternehmen über mehr Ressourcen und sind in der Lage, ihre Zulieferer stärker zur Mitwirkung beim Reporting und zur Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen zu verpflichten. Bis zu den Änderungen des europäischen Rechtsrahmens im Zuge der CSRD- und EU-Omnibus-Initiative bestand bei kleineren Anbietern Unsicherheit darüber, ob und wenn ja ab wann, sie einer Verpflichtung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung unterliegen werden. Diese Unsicherheit ist durch die Verabschiedung der Trilog-Einigung weitgehend beseitigt worden. Bei den Unternehmen, die wider Erwarten doch nicht der Berichtspflicht unterliegen werden, steht nun allerdings zu erwarten, dass das Thema Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsberichterstattung deutlich an Relevanz verlieren wird.